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Commerzbank kauft DresdnerEine Bank und 9.000 Stellen weniger

Die zweitgrößte Bank Deutschlands entsteht - und kostet jede achte Stelle. Auch Filialen sollen geschlossen werden. Der neue Name ist noch unklar.

Die Commerzbank hat ein paar neue Filialen. Bild: ap

FRANKFURT dpa/ap/taz/rtr Seit Jahren wurde über eine Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank immer wieder mal spekuliert, nun ist sie Realität: Am Sonntag einigte sich die Commerzbank-Spitze mit der Allianz, der Mutter der Dresdner Bank auf die Übernahme. Für knapp 10 Milliarden Euro wird die Commerzbank in zwei Schritten die angeschlagene Dresdner übernehmen. Der größte Kauf seit Jahren in der deutschen Finanzbranche.

Das werden auch die Bankangestellten zu spüren bekommen, denn irgendwie muss das Geld ja wieder reinkommen: Die Fusion wird nach Angaben der Commerzbank jeden achten Job kosten. Rund 9.000 der 67.000 Vollzeitstellen werden gestrichen. Die Stellen sollen "sozialverträglich abgebaut werden", 2.500 davon im Ausland. Bis Jahresende 2011 soll es immerhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Auch die Kunden werden etwas vermissen: Das Filialnetz wird bis zum Jahr 2012 deutlich gestutzt. Die Commerzbank will 700 Kernfilialen der Dresdner übernehmen. Gemeinsam mit den eigenen Zweigstellen komme das neue Institut dann auf 1.200 Filialen, sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing am Montagvormittag vor der Presse. "Keine andere deutsche Bank wird ihren Kunden so nah sein können wie wir." Dennoch fallen unterm Strich Hunderte Filialen der beiden alten Banken weg, denn bislang kommen beide Banken zusammen auf über 1.500 Filialen.

Angesichts der guten Position im Geschäft mit Privatkunden fühlt sich Blessing schon ganz stark: "Wir untermauern unseren Anspruch, die führende Bank in Deutschland zu werden", erklärte er. Die Deutsche Bank freilich macht bislang doppelt soviel Umsatz wie die neue Commerzbank und ist an der Börse rund zweieinhalbmal so viel wert.

An der Börse kam die Übernahme gar nicht gut an. Anleger am deutschen Aktienmarkt stießen Commerzbank-Papiere am Vormittag in großem Stil ab und sorgten so für Kursverluste von bis zu neun Prozent. Das belastete auch den Dax.

Unter welchem Namen die neue Großbank am Markt auftreten wird, ist laut Blessing noch nicht entschieden. Beide Namen hätten einen hohen Wert, gerade auch der Slogan "Dresdner Bank, die Beraterbank" sei sehr bekannt. Denkbar sei etwa "Commerzbank, die Beraterbank". In jedem Fall mache es wenig Sinn, zwei Marken zu behalten.

Insgesamt will sich die Bank von zahlreichen nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten trennen und dadurch die Bilanzsumme deutlich reduzieren. Vor allem das Investmentbanking, das bei der Dresdner Bank seit Jahren massiv Probleme macht, soll drastisch eingedampft werden.

Die Dresdner Bank war infolge der seit Sommer 2007 währende Finanzmarktkrise tief in die Verlustzone gerutscht. Seit Monaten war über ihren Verkauf verhandelt worden.

Die Commerzbank übernimmt zunächst 60 Prozent der Konkurrentin Dresdner Bank und will den Rest in einem zweiten Schritt erwerben. Abgeschlossen sein soll die Transaktion spätestens Ende 2009.

Im Rahmen der Übernahme wird die Allianz im Gegenzug mit knapp 30 Prozent größter Aktionär der neuen Commerzbank werden. Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für rund 23 Milliarden Euro übernommen und teuer saniert. Die Allianz hat allerdings gleich hinzugefügt, die Aktien nicht auf Dauer halten zu wollen, sondern die neue Bank nur einen "einen Weg weit begleiten", wie es Allianz-Chef Michael Diekmann etwas umständlich ausdrückt.

Das neue Institut aus Commerzbank und Dresdner Bank ist mit einer Bilanzsumme von knapp 1,1 Billionen Euro deutliche Nummer Zwei in der deutschen Bankenbranche hinter der Deutschen Bank mit einer Bilanzsumme von fast 2 Billionen Euro.

Damit entsteht in Deutschland jener zweite "nationale Champion", den Politiker wiederholt gefordert hatten. Die Bundesregierung sieht denn in der Übernahme auch ein wichtiges Signal für die gewünschte Konsolidierung der zersplitterten Branche. "Die Fusion stärkt den Finanzplatz Deutschland", sagte Finanzminister Peer Steinbrück am Montag.

Die ebenfalls an der Dresdner Bank interessierte China Development Bank (CDB) kam nicht zum Zug. Zeitweise war auch über ein Dreierbündnis aus Commerzbank, Dresdner und Postbank spekuliert worden.

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3 Kommentare

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  • BW
    bernhard wagner

    Für die Betroffenen wie für die gesamte Gesellschaft, auch global, besser wären (zusammen mit anderen Maßnahmen), Arbeitszeitverkürzungen statt Stellenstreichungen

    - gut argumentativ dargestellt bereits z.B. bei Gero Jenner : Die arbeitslose Gesellschaft ... (Fischer Taschenbuch).

     

    Gewisse dadurch entstehende Lohneinbußen könnten BankerInnen sicher verkraften, könnten aber auch von den oberen Etagen auf die untern umgelegt und damit abgefedert werden.

  • E
    Ebert

    Ich hab mal zwei Fragen:

     

    Wem gehört eigentlich die bisherige Commerzbank? Geht das genauer als diese Liste aus dem Chartheft Q1_2008 der Bank:

     

    Aktionärsstruktur der Commerzbank

    ---------------------------------

    76,9% hauptsächlich ausländische Institutionelle Investoren (davon 91 % aus dem Ausland, 9 % im Inland)

    8,6% Generali

    14,5% Private Investoren

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    Sind das amerikanische oder britische Fonds, russische oder arabische Milliardäre?

     

     

    Und zweitens, woher stammen die 10 Milliarden, die die Commerzbank für den Kauf benötigt. Kann eine Bank selbst soviel Geld schöpfen, indem Sie z.B. neue Aktien ausgibt. Oder hat sie internationale Anteilseigner die ihr Geld in Deutschland parken möchten (mit ca. 15% Ertrag).

     

    Diese Hindergründe würden mich mal interessieren.

     

    Schöne Grüße aus Erlangen

  • BW
    Bark Wind

    Falls demnach ca. 1/8 der Büroarbeit tatsächlich überflüssig war, oder - weil die Serviceleistungen in Filialen vielleicht doch sinnvoll sind - zumindest 1/10, ist es doch gut, dass sie jetzt niemand mehr machen muss (Tausende Stunden wertvolle Lebenszeit von Menschen wird jetzt nicht mehr in Bankbüros verschwendet ...).

     

    Schade ist natürlich, dass nicht die Arbeitszeit aller Angestellten um 1/8 gekürzt wird - und die hohen Gehälter um mehr als 1/8 gekürzt werden, um die geringeren fast auf das bisherige Monatsgehalt auszugleichen, sondern 1/8 der Leute entlassen wird. Das ist leider typisch.