: Coca ist Medizin
betr.: „Westeuropa ist ziemlich verschnupft“, taz vom 28. 6. 06
Mich erstaunt immer wieder die undifferenzierte Art, über den Anbau der Cocapflanze in Südamerika zu berichten.
Die Blätter dieser Pflanze werden traditionell in allen höheren Andenteilen Südamerikas hauptsächlich gekaut, weil sie wie eine Medizin wirken: Damit kann man sich in den hohen Anden ziemlich normal bewegen, außerdem vergeht der Hunger, den viele Indios aufgrund ihrer immer unsicherer werdenden wirtschaftlichen Lage haben, und es vertreibt Schmerzen aller Art. Den Anbau verbieten zu wollen, nur weil Europäer aus der Cocapflanze das Rauschgift Kokain entwickelt haben, ist ein unerträglicher Eingriff in die Lebensweise aller in den hohen Anden lebenden Völker. Bisher ist Evo Morales, Boliviens Präsident, der einzige Präsident der Andenstaaten, der zu Recht vehement gegen die Kriminalisierung des Kokaanbaus seine Stimme erhebt. AUNE HARTMANN, Karlsruhe