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Claudius Prößer hat den Sommer schon im Gepäck, oh yeahGrau ist der Winter, knallbunt die IGA

Die IGA fest im Blick Foto: IGA Berlin 2017 GmbH

Ich hab ein ganzes Meer voller bunter Farben entde-he-heckt, wo-oh-oh, wo-oh-oh“ … Dieses positive kleine Lied dudelt uns schon ewig im Kopf herum, genau genommen seit dem Ende der Buga 2015 im Havelland. Da stellte sich nämlich gleich das nächste „Gartenfestival“ vor, die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2017 in Marzahn-Hellersdorf, mit einem Motivationsclip im Stile der guten alten Langnese-Eiscreme-Werbung, ­musikalisch unterlegt von einer Gute-Laune-Combo namens „Berge“. Dazu tanzte das IGA-Maskottchen „Stecky“: ein Ding, das man schon aufgrund der Farbgebung für eine schlampig designte Möhre mit Hut halten könnte, in Wirklichkeit aber einen Pflanzenstecker darstellen soll – also diesen Kunststoffstreifen mit spitz zulaufendem Ende, auf dem zum Beispiel „Plectranthus ornatus“ steht oder dass das Grünzeug Sonne verträgt, aber zu viel dann auch wieder nicht.

Viele Gesichter für die IGA

Am Montag hat das Gartenschau-Marketing nun nachgelegt: mit einer Plakatkampagne in „prägnanter und frischer Optik“, wie es bei der Vorstellung hieß. Dadurch bekommt die IGA laut ihrer Geschäftsführerin Katharina Lohmann „ein Gesicht – besser gesagt, viele Gesichter. Sympathische Menschen, die man treffen wird. Und das, worauf sie sich am meisten freuen auf der IGA, haben sie fest im Blick.“

Denn die sommersprossige junge Frau, die beiden frechen Schulkids oder der Laubenpieper-Opa mit grauem Schnauzer, sie alle tragen schnittige Sonnenbrillen einer bekannten Berliner Manufaktur, in denen sich bunte Blumenwiesen spiegeln, Kinderspielplätze und natürlich die Hauptattraktion der IGA , die Seilbahn über das Wuhletal und den Kienberg. Aber weil jetzt erst mal Winter ist, endloser, grauer Berliner Winter, stehen diese Leute vor farblich ziemlich entsättigten Sehenswürdigkeiten. Rein zufällig zeigt die Weltzeituhr vom Alexanderplatz gerade „Krasnojarsk“.

Aber nun mal ganz im Ernst: Trotz aller aktuellen und künftigen Marketing-Skurrilitäten (erwähnten wir bereits das IGA-Motto „Ein MEHR aus Farben“?) wird es sich mit ziemlicher Sicherheit lohnen, die Gartenschau zu besuchen. Jeder, der die idyllischen „Gärten der Welt“ kennt, an welche die ursprünglich für das Tempelhofer Feld konzipierte Ausstellung räumlich und auch inhaltlich anschließen wird, weiß das jetzt schon. In diesem Sinne: „Ich hab das Leben und die Leichtigkeit in meinem Gepähäck, yeah-heah, du-du-duh …“

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