piwik no script img

■ Das PortraitClaes Oldenburg

Ein bißchen plump, aber sehr sanft: Claes Oldenburgs Skulpturen waren die Softies der Pop-art. Mehr noch als Andy Warhol oder Robert Rauschenberg markierte Oldenburg den Übergang von einer Epoche, in der sich amerikanische Künstler vorrangig abstrakt-expressiv mit Material auseinandergesetzt hatten, hin zur Abbildung von Alltagsgegenständen. So bestand eine frühe Pop-Arbeit von Oldenburg aus einem knittrig modellierten Gips-Hemd mit getröpfelter Bemalung als Kunstzitat. Während jedoch die betont oberflächlichen Bilder aus der Warenwelt bald in eine neue Selbstbezüglichkeit ausuferten, behielt Oldenburg den ironischen Umgang mit Zeichen bei. Warhol machte Suppendosen, Marilyn Monroe und den elektrischen Stuhl zu signierten Pop-Ikonen, Oldenburg dagegen entdeckte die weiche Form der Gegenwart – von knautschbaren Plastik- Waschbecken bis zu aufblasbaren Zigarettenkippen in monumentaler Übergröße.

Claes Oldenburg wurde am 28. Januar 1929 in Stockholm geboren, siedelte aber mit sieben Jahren nach Chicago über. Der Wechsel aus der Alten in die Neue Welt hinterließ Spuren in der künstlerischen Laufbahn: Einen Großteil seiner Objekte plante Oldenburg für europäische Großstädte – etwa den Lippenstift, der auf dem Londoner Piccadilly Circus neben dem Eros-Brunnen aufgestellt werden sollte, oder die Spitzhacke für Kassels Fuldaauen, die zur documenta VII realisiert wurde.

Pop-art-Künstler Foto: Archiv

Zunächst versuchte Oldenburg jedoch nach dem Englisch-Studium an der Yale-Universität als Zeitungsreporter Fuß zu fassen, danach jobbte er in Bibliotheken und verdingte sich als Illustrator für Chicago Magazine. Den Anschluß an den Kunstmarkt bekam der talentierte Zeichner, wie viele seiner Zeitgenossen, mit Fluxus. 1961 präsentierte er sich als Nachwuchs-Galerist zur Eröffnung von „The Store“ mit selbstgefertigtem Kunst- Nippes, den er als Parodie auf den bestehenden Betrieb verstand. Erst im Zuge der Pop-art wurden seine Plastiken gigantisch, eine Gummibanane aus dieser Zeit maß immerhin an die fünf Meter. Viele der Projekte blieben allerdings im Entwurfsstadium stecken: Die Idee, zwei riesige Kupferbälle auf der Themse schwimmen zu lassen, fand ebensowenig Gegenliebe wie das monströse Schokoladeneis für die New Yorker Park Avenue. hf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen