City-Planung: Platz oder Flatschen?
■ Am Bredenplatz entscheidet sich die Verbindung zwischen City und Weser
Dornröschen oder dicke Kröte? Der Bredenplatz an der Martinistraße ist zurzeit nicht mehr als ein Abstellplatz für Baucontainer, Mopeds und Kunst im öffentlichen Raum. 19 Investoren haben Interesse an dem Platz und dem daran angrenzenden Gebäude des Hafensenators, das demnächst frei wird, bekundet. Bisher schwebt der Stadt ein Hotel oder ein Bürogebäude vor. Der Beirat Mitte verlangt daher ein städtebauliches Gutachten, das alternativ dazu Möglichkeiten untersucht, den Platz als innerstädtische Freifläche zu entwickeln. Morgen wird die Baudeputation das Thema behandeln. Die taz sprach mit dem Präsidenten der Architektenkammer Wilfried Turk.
taz: Der Bredenplatz liegt zwischen Schlachte und Innenstadt. Müsste er daher nicht als Scharnier zwischen diesen beiden – auch touristischen – Bereichen fungieren?
Wilfried Turk: Der Platz hat in der Tat eine hohe Qualität im Übergang von Domshof, Marktplatz und Schlachte, parallel zur Böttcherstraße. Umgekehrt, von der Schlachte zur Innenstadt könnte es sinnvoller sein, auf eine Kante zu gucken. Denn im Moment ist diese Kombination aus Martinikirchen-Vorhof, Martinistraße und Bredenplatz ein ziemlicher Flatschen.
Zu viel undefinierter Raum?
Ja, um daraus einen Platz zu machen muss man städtebaulich entscheiden, welche Funktion er bekommen soll, also zum Beispiel als Sprungstein über die Martinistraße. Und man muss zweitens überlegen, welche Nutzung der Platz haben soll und kann, außer Fahrradständer. Ob das nun eine Würstchenbude oder eine Toto-Lotto-Annahmestelle ist.
Um Plätze zu beleben, macht man heutzutage ein Café auf. Viele sagen aber, das ginge nicht an einer stark befahrenen Straße. Andererseits gibt es Beispiele wie das italienische Kult-Café Gianni Buccini am sehr verkehrsreichen Rembertiring. Da sitzen Menschen fast auf der Straße und finden's hip.
Der Witz ist folgender: Wenn die Deutschen zu Hause sind, wollen sie's ruhig haben, außer, sie werden an ihren Italienurlaub erinnert. Dann gehen sie sehnsüchtig an die Straße. Stadt hat eben nicht nur rauschende Fußgängerströme. Man könnte da durchaus ein Café machen.
Die Martinistraße schneidet die Weser von der City ab. Wäre diese Sünde nach einem Hotelbau noch rückgängig zu machen?
An der Stelle bestimmt nicht. Mit einem Hotel krieg ich außer einer Straßenkante nix hin.
Gibt es mit Hanseatenhof, Marktplatz oder Domshof nicht genug Plätze in der City?
Es gibt ein Problem, die In-nenstadt mit wirklicher Nutzung zu beleben, in Konkurrenz zu Weserpark und Space-Park. Man muss die Gebäude am Rand des Platzes auf ihn orientieren, ohne jeweils Läden in die Erdgeschosse zu machen. Denn da ist im Moment wirklich Sense in Bremen. Es könnten auch Eingangsbereiche von Büros sein. Man muss aber der Innenstadt Expansions- und Lebensmöglichkeiten für die nächsten Jahrzehnte sichern – auch wenn man zurzeit nicht in der Lage ist, sie zu nutzen. Fragen: E. Heyduck
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