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Chun läßt 1.305 Gefangene frei

■ Südkoreas politische Häftlinge sind jedoch von der Amnestie ausgeschlossen / Opposition erneuert Aufruf zu Massenkundgebungen am morgigen Sonntag / Streikbewegung hält an

Seoul (afp/ap) - Die südkoreanische Regierung hat am Donnerstag bekannt gegeben, daß sie anläßlich des Jahrestages der Befreiung aus dem japanischen Kolonialsystem am 15. August 1.305 Gefangene entlassen wird. Wie das Justizministerium mitteilte, sind trotz der Forderungen der Volksorganisationen unter den Begnadigten keine politischen Gefangenen. Park Woo–Sup, Sprecher der Nationalen Koalition für eine Demokratische Verfassung (NCDC), bekräftigte den Aufruf zu Massenkundgebungen am Samstag, um die Freilassung von etwa 350 Dissidenten, die trotz einer Amnestie im Juli noch in Haft sind, zu fordern. Der Oppositionsführer Kim Dae–Jung hatte kürzlich gedroht, er würde „schwerwiegende Entscheidungen“ treffen, falls die Gefangenen nicht am „Freiheitstag“ entlassen würden. Die Polizei setzte am Mittwoch wieder Tränengas gegen etwa 2.500 Demonstranten ein, die die Freilassung der politischen Gefangenen forderten. Etwa 300 Studenten der Nationalen Uni von Seoul haben sich gestern mit der Polizei auf ihrem Kampus eine Straßenschlacht geliefert, nachdem der Präsident der Studentengruppe und Vorsitzende der Vereinigung der Studenten von Seoul, Kim Nam–Ju, am Mittwoch auf dem Weg zu einer Versammlung verhaftet worden war. Die seit über einer Woche eskalierende Streikbewegung legte auch am Donnerstag die Autoindustrie des Landes lahm. Nach Mitteilung des Arbeitsministeriums in Seoul gab es in 180 Betrieben Arbeitsniederlegungen. Davon seien am Mittwoch und Donnerstag 90 neue Streiks hinzugekommen, während in 68 Fällen der Ausstand hätte beigelegt werden können.

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