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Christoph Raffelt MundwerkVinho Verde kann auch rot sein

Foto: Cordula Kropke

Wahrscheinlich war ich 15 oder 16 Jahre alt, als ein Freund meines Vaters mit einer weißen Bocksbeutelflasche samt markantem blauen Etikett zu uns kam und sagte: „Den müssten wir mal probieren.“ Es handelte sich bei diesem Wein um einen Vinho Verde von Casal Garcia aus dem nördlichen Portugal.

Portugiesische Weine waren in den 1980ern in Mitteleuropa weitgehend unbekannt. In den Supermärkten standen damals höchstens die ebenfalls im Bocksbeutel abgefüllten halbtrockenen Rosés von Mateus sowie natürlich Portwein. Der Freund der Familie schaffte es seinerzeit, einen iberischen Spezialitätenhändler davon zu überzeugen, den fast weißen, frischen und leicht moussierenden Weißwein ins Rheinland zu importieren, und so gab es diesen Wein dann häufiger bei uns.

Mittlerweile ist der Vinho Verde auch hierzulande populär. „Vinho verde“, das heißt ja eigentlich grüner Wein. Ich habe lange Zeit gedacht, diese Bezeichnung käme von den leicht grünen Reflexen im Weißwein, doch damit hat der Name nichts zu tun. Der Wein hat seinen Namen vielmehr von der früheren Provinz Minho. Diese Region ist die nördlichste und zugleich die grünste Region Portugals. Wein wurde dort über Jahrhunderte hinweg nur in Mischkultur mit anderen Feldfrüchten angebaut, und damals hat man die Reben einfach an Bäumen wachsen lassen oder auf hohen Pergolen.

Erst vor einigen Jahren wurde mir bewusst, dass es Vinho Verde in weitaus vielfältigeren und auch komplexeren Formen gibt als der bei uns bekannte unkomplizierte Sommerwein. Vinho Verde findet man auch als Rosé oder sogar als Rotwein. Dabei ist rot fast noch untertrieben; denn der rote Vinho Verde ist nahezu undurchsichtig purpurfarben, was daran liegt, dass die rote Rebsorte Vinhão nicht nur Farbe in den Beerenhäuten hat, sondern auch im Fruchtfleisch.

Roter Vinho Verde, leicht gekühlt, passt gut zu Gegrilltem und Geschmortem. Beim weißen Vinho Verde ist es vor allem die Rebsorte Alvarinho, die von sich reden gemacht hat, auch weil sie als Albariño in Spanien als eine der edelsten Sorten gilt. Alvarinho und die anderen weißen, für Vinho Verde zugelassenen Sorten wie Loureiro, Arinto oder Avesso werden immer häufiger sortenrein ausgebaut. Dabei zeigt sich, dass diese Weine schon frisch getrunken werden können und trotzdem komplex sind. Man muss für sie zwar mehr Geld ausgeben als für den üblichen Vinho Verde, doch ausgesprochen teuer sind diese Weine nie.

Für mich sind Sommer und Vinho Verde längst untrennbar miteinander verbunden. Den besten reinsortigen Vinho Verde gibt es von der Quinta de Soalheiro (www.weinamlimit.de) sowie der Quinta de Covela oder von Anselmo Mendes und von Aphros (www.weineauspourtugal.berlin).

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