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Christenschutz-KlauselVorstoß gegen Spott mit Gott

Bayern will vor allem den christlichen Glauben bundesweit besser schützen. Werbung wie für die MTV-Serie "Popetown" soll es dann nicht mehr geben dürfen.

Anlass für die Christenschutz-Klausel: MTV-Serie "Popetown" Bild: dpa

FREIBURG taz Das Signal schien der CSU dann doch zu heikel. Eigentlich sollte am Freitag, drei Tage nach der Wahl von Günther Beckstein zum neuen Ministerpräsidenten, im Bundesrat eine bayerische Initiative zum Schutz des christlichen Glaubens eingebracht werden. Doch ohne Angabe von Gründen änderte der Freistaat den Zeitplan. Der Gesetzentwurf soll erst am 24. Oktober im Rechtsausschuss des Bundesrats vorgestellt werden.

Die Initiative, die der taz vorliegt, sieht vor, Paragraph 166 des Strafgesetzbuchs zu verschärfen, der die Beschimpfung von Bekenntnissen mit Geldstrafe oder Haft bis zu drei Jahren bedroht. Bayern will die Schwelle der Strafbarkeit absenken, um vor allem die Verspottung des christlichen Glaubens leichter bestrafen zu können.

Die Christenschutz-Klausel hatte Becksteins Vorgänger Edmund Stoiber 2006 angekündigt. Anlass war die MTV-Trash-Serie "Popetown", bei der ein infantiler Papst von drei kriminellen Kardinälen gesteuert wird. Das Erzbistum München versuchte, die Ausstrahlung unter Berufung auf Paragraph 166 zu stoppen. Das Landgericht München lehnte ab: Der "öffentliche Frieden" sei nicht gefährdet.

Seit 1969 bestraft Paragraph 166 nicht mehr die Gotteslästerung, sondern nur noch die Gefährdung des öffentlichen Friedens. Dies komme einer "Aufforderung zur Geltendmachung des Faustrechts" gleich, kritisiert Bayerns Justizministerium: Nur wer empört auf die Straße gehe, sei geschützt. Der Gesetzentwurf spricht es nicht offen aus, aber die Stoßrichtung ist klar: Duldsame Christen sollten genauso vor Herabwürdigung ihrer Religion geschützt werden, wie leicht erzürnbare Muslime.

Bayern will zwar am Rechtsgut des öffentlichen Friedens festhalten, aber im Gesetz klarstellen, dass dieser schneller gefährdet sein kann, als bisher von den Gerichten angenommen. So soll es reichen, dass ein Theaterstück oder eine Fernsehsendung das "Vertrauen der Betroffenen in die Achtung ihrer religiösen Überzeugung beeinträchtigen" kann oder dass "bei Dritten die Bereitschaft zu Intoleranz gegenüber dem Bekenntnis" gefördert werden könnte. Die Formulierung ist also denkbar weit.

Als Beispiel fällt Bayerns Justizministerium nur ein Fall ein: die Werbung zu "Popetown", nicht die Serie selbst. Auf Anzeigen war ein amüsierter Jesus vor dem Fernseher zu sehen, im Hintergrund das leere Kreuz. Der Text: "Lachen statt rumhängen". Damit werde "der christlichen Religion ihre Existenzberechtigung abgesprochen", sagte ein Ministeriumssprecher zur taz. Es gehe hier nicht um Kunst- oder Meinungsfreiheit, sondern um "rein kommerzielle Interessen".

Falls Bayerns Vorstoß im unionsdominierten Bundesrat eine Mehrheit findet, muss der Bundestag über das Vorhaben entscheiden.

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12 Kommentare

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  • W
    wieczo

    Nach der eigenen Logik der "Strenggläubigen" ist die eigentliche Blasphemie, Gott als humorlose, eitle klagewütige Mischung aus Schrebergärtner, Parvenü und HB-Männchen darzustellen.

    Dazu eine wichtige Frage:

    Dreht sich der liebe Gott um, wenn eine Frau sich umzieht?

  • OS
    Oliver Stang

    Eine Religion welche mit Humor nicht umgehen kann sollte nicht von Toleranz und Akzeptanz reden:

  • MH
    Manfred Helwig

    Zu Glück sind die meisten (echten) Christen mit Humor gesegnet und so fest in ihrem Glauben, dass sie ein Popetown nicht erschüttern kann. Und wer nicht blind den Doktrinen der Amtskirchen folgt und seinen Kopf benutzt, findet das Amt des Papstes und auch die Vita des Vatikans in vielen Teilen mindestens fragwürdig.

     

    Über die Reaktionen vieler Muslime auf jene Mohammed-Karikaturen hat man sich hierzulande aufgeregt, aber es verwundert nicht wirklich, dass ausgerechnet aus Bayern nun in dieser Form eine Soidaritätsbekundung für dieses Verhalten kommt.

  • IN
    Irene Nickel

    Nicht der Spott über die Religion ist das Problem. Sondern das unter Gläubigen verbreitete Unvermögen, damit umzugehen. An Karikaturen und Satire im Bereich der Politik sind sie gewöhnt; wenn aber mal ihre Religion aufs Korn genommen wird, dann brennen bei einigen die Sicherungen durch. Dann greifen die einen zum Faustrecht, die anderen rufen nach einem schärferen Strafrecht. Die einen wie die anderen gefährden unsere Freiheit.

     

    Geistige Freiheit lebt von der offenen Diskussion, von einem regen Gedankenaustausch. Sie lebt davon, dass jeder seine Meinung frei äußern darf, auch wenn sie einigen seiner Mitmenschen missfällt. Sie lebt davon, dass jeder auf seine Argumente aufmerksam machen darf; nicht zuletzt davon, dass er versuchen darf, mit den Mitteln von Satire und Karikatur auch die Menschen zu erreichen, die bei ernsthaften Darlegungen zum Weiterblättern neigen oder zum Weiterklicken. Nur so bekommen möglichst viele Menschen Gelegenheit, eine Vielzahl von Meinungen kennenzulernen und sich auf einer möglichst breiten Basis eine eigene Meinung zu bilden.

     

    Der "Gotteslästerungsparagraph" 166 gefährdet diese Freiheit schon heute; ein verschärfter Paragraph würde sie noch mehr gefährden. Dieser Paragraph gehört nicht verschärft, er gehört abgeschafft!

     

    Für die Erhaltung des öffentlichen Friedens brauchen wir keine Maulkörbe. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens über den hohen Wert der Meinungsfreiheit. Wir brauchen mehr von dem Geiste, der aus einem Zitat spricht, das von Voltaire stammen soll: "Ich verabscheue, was Sie sagen: Ich werde Ihr Recht, es zu sagen, bis zum Tod verteidigen."

  • W
    wieczo

    Nach der eigenen Logik der "Strenggläubigen" ist die eigentliche Blasphemie, Gott als humorlose, eitle klagewütige Mischung aus Schrebergärtner, Parvenü und HB-Männchen darzustellen.

    Dazu eine wichtige Frage:

    Dreht sich der liebe Gott um, wenn eine Frau sich umzieht?

  • OS
    Oliver Stang

    Eine Religion welche mit Humor nicht umgehen kann sollte nicht von Toleranz und Akzeptanz reden:

  • MH
    Manfred Helwig

    Zu Glück sind die meisten (echten) Christen mit Humor gesegnet und so fest in ihrem Glauben, dass sie ein Popetown nicht erschüttern kann. Und wer nicht blind den Doktrinen der Amtskirchen folgt und seinen Kopf benutzt, findet das Amt des Papstes und auch die Vita des Vatikans in vielen Teilen mindestens fragwürdig.

     

    Über die Reaktionen vieler Muslime auf jene Mohammed-Karikaturen hat man sich hierzulande aufgeregt, aber es verwundert nicht wirklich, dass ausgerechnet aus Bayern nun in dieser Form eine Soidaritätsbekundung für dieses Verhalten kommt.

  • IN
    Irene Nickel

    Nicht der Spott über die Religion ist das Problem. Sondern das unter Gläubigen verbreitete Unvermögen, damit umzugehen. An Karikaturen und Satire im Bereich der Politik sind sie gewöhnt; wenn aber mal ihre Religion aufs Korn genommen wird, dann brennen bei einigen die Sicherungen durch. Dann greifen die einen zum Faustrecht, die anderen rufen nach einem schärferen Strafrecht. Die einen wie die anderen gefährden unsere Freiheit.

     

    Geistige Freiheit lebt von der offenen Diskussion, von einem regen Gedankenaustausch. Sie lebt davon, dass jeder seine Meinung frei äußern darf, auch wenn sie einigen seiner Mitmenschen missfällt. Sie lebt davon, dass jeder auf seine Argumente aufmerksam machen darf; nicht zuletzt davon, dass er versuchen darf, mit den Mitteln von Satire und Karikatur auch die Menschen zu erreichen, die bei ernsthaften Darlegungen zum Weiterblättern neigen oder zum Weiterklicken. Nur so bekommen möglichst viele Menschen Gelegenheit, eine Vielzahl von Meinungen kennenzulernen und sich auf einer möglichst breiten Basis eine eigene Meinung zu bilden.

     

    Der "Gotteslästerungsparagraph" 166 gefährdet diese Freiheit schon heute; ein verschärfter Paragraph würde sie noch mehr gefährden. Dieser Paragraph gehört nicht verschärft, er gehört abgeschafft!

     

    Für die Erhaltung des öffentlichen Friedens brauchen wir keine Maulkörbe. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens über den hohen Wert der Meinungsfreiheit. Wir brauchen mehr von dem Geiste, der aus einem Zitat spricht, das von Voltaire stammen soll: "Ich verabscheue, was Sie sagen: Ich werde Ihr Recht, es zu sagen, bis zum Tod verteidigen."

  • W
    wieczo

    Nach der eigenen Logik der "Strenggläubigen" ist die eigentliche Blasphemie, Gott als humorlose, eitle klagewütige Mischung aus Schrebergärtner, Parvenü und HB-Männchen darzustellen.

    Dazu eine wichtige Frage:

    Dreht sich der liebe Gott um, wenn eine Frau sich umzieht?

  • OS
    Oliver Stang

    Eine Religion welche mit Humor nicht umgehen kann sollte nicht von Toleranz und Akzeptanz reden:

  • MH
    Manfred Helwig

    Zu Glück sind die meisten (echten) Christen mit Humor gesegnet und so fest in ihrem Glauben, dass sie ein Popetown nicht erschüttern kann. Und wer nicht blind den Doktrinen der Amtskirchen folgt und seinen Kopf benutzt, findet das Amt des Papstes und auch die Vita des Vatikans in vielen Teilen mindestens fragwürdig.

     

    Über die Reaktionen vieler Muslime auf jene Mohammed-Karikaturen hat man sich hierzulande aufgeregt, aber es verwundert nicht wirklich, dass ausgerechnet aus Bayern nun in dieser Form eine Soidaritätsbekundung für dieses Verhalten kommt.

  • IN
    Irene Nickel

    Nicht der Spott über die Religion ist das Problem. Sondern das unter Gläubigen verbreitete Unvermögen, damit umzugehen. An Karikaturen und Satire im Bereich der Politik sind sie gewöhnt; wenn aber mal ihre Religion aufs Korn genommen wird, dann brennen bei einigen die Sicherungen durch. Dann greifen die einen zum Faustrecht, die anderen rufen nach einem schärferen Strafrecht. Die einen wie die anderen gefährden unsere Freiheit.

     

    Geistige Freiheit lebt von der offenen Diskussion, von einem regen Gedankenaustausch. Sie lebt davon, dass jeder seine Meinung frei äußern darf, auch wenn sie einigen seiner Mitmenschen missfällt. Sie lebt davon, dass jeder auf seine Argumente aufmerksam machen darf; nicht zuletzt davon, dass er versuchen darf, mit den Mitteln von Satire und Karikatur auch die Menschen zu erreichen, die bei ernsthaften Darlegungen zum Weiterblättern neigen oder zum Weiterklicken. Nur so bekommen möglichst viele Menschen Gelegenheit, eine Vielzahl von Meinungen kennenzulernen und sich auf einer möglichst breiten Basis eine eigene Meinung zu bilden.

     

    Der "Gotteslästerungsparagraph" 166 gefährdet diese Freiheit schon heute; ein verschärfter Paragraph würde sie noch mehr gefährden. Dieser Paragraph gehört nicht verschärft, er gehört abgeschafft!

     

    Für die Erhaltung des öffentlichen Friedens brauchen wir keine Maulkörbe. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens über den hohen Wert der Meinungsfreiheit. Wir brauchen mehr von dem Geiste, der aus einem Zitat spricht, das von Voltaire stammen soll: "Ich verabscheue, was Sie sagen: Ich werde Ihr Recht, es zu sagen, bis zum Tod verteidigen."