piwik no script img

Christel Burghoff Generation Camper Ein unauffälliger Trend

Ein Abstecher muss drin sein. Einige Solebäder entlang der Strecke Frankfurt–Berlin sind eine verführerische Entspannungsperspektive. Vor allem, wenn man im Camper unterwegs ist und an jeder Ecke übernachten kann. Aber Überraschung! Anstelle irgendeines Parkplatzes erwartet mich in Bad Salzungen (vor Eisenach) ein neuer, groß angelegter Stellplatz direkt an der Werra. Frisch begrünt wie ein Park und in direkter Nähe des historischen Solebads. Eigentlich eine eher industrialisierte Region (Kali & Salz), aber offenbar beliebt.

„Schön hier, was?“, begrüßt mich mein Stellplatznachbar. Und er erzählt, wie gern „man“ in diese Bäder fahre. Womit er noch etliche andere ältere Herrschaften meint, die in unserer Nachbarschaft parken. „Is ja auch Trend.“

Mit „Trend“ hat er recht. Fast 3.000 Stellplätze gibt es hierzulande. Zahl und Ausstattung steigen ebenso wie die Verkaufszahlen der Womohersteller. Allerdings ist es ein kaum beachteter Trend, in etwa so unauffällig wie meine grauhaarigen Nachbarn, die mit ihrer Reiselust respektive ihren Altersgebrechen das deutsche Kurbadwesen am Laufen halten.

Am Nationalpark Hainich steuere ich das nächste Solebad an: Bad Langensalza. Ich stoße auf eine edle Therme, aber einen heruntergekommenen Groß­parkplatz mit viel zu wenigen Steckdosen für viel zu viele Womos. Hier ist der Trend noch nicht richtig angekommen.

Aber dann: Die Toskanatherme in Bad Sulza, seinerzeit (vor 20 Jahren) das Flaggschiff der modernen Wellnessbewegung. Und jetzt auch mit einem schönen Stellplatz im Grünen. Die Region um Apolda ist landschaftlich ein Traum. Die Sonne scheint, in den Außenbecken glitzert das Wasser, ich schmecke Salz, spüre Wärme, genieße die strudelnden Pools. Das perfekte Setting für schlichte Glücksgefühle. Wie ein Tag lang Süden.

Die Bahn braucht von Frankfurt nach Berlin vier Stunden. Ich brauchte vier entspannte Tage von Frankfurt nach Berlin. Es hätte leicht schlimmer kommen können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen