Cholera geplagtes Haiti: Toter bei Demo gegen UN-Truppen

Mindestens einen Toten fordert die Gewalt bei einer Demo gegen die UN-Truppen in Haiti. Die Demonstranten vermuten Soldaten aus Nepal als Ursache für den Ausbruch der Cholera.

Der Protest gegen die UN-Truppen ist am Montag von Cap Haitien auf die Hauptstadt Port au Prince übergesprungen. Bild: dapd

BAYAHIBE taz | Bei Demonstrationen gegen die Anwesenheit von UN-Blauhelmsoldaten in Haiti ist in der Hafenstadt Cap Haïtien mindestens ein Demonstrant erschossen worden. Der Mann sei in Notwehr getötet worden, teilte ein Sprecher der UN-Mission für die Stabilisierung in Haiti (Minustah) nach Angaben des Rundfunksenders Radio Metropole mit. Der 20-Jährige sei bewaffnet gewesen, die Soldaten hätten in Selbstverteidigung geschossen. Allerdings sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Die Polizei der Hafenstadt spricht von einem weiteren Toten. Auch in der Stadt Hinche, nordöstlich von Port-au-Prince, kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, als 400 Demonstranten für den Abzug ausländischer Truppen demonstrierten.

Sie machen die nepalesischen Truppenteile für den Ausbruch der Cholera-Seuche verantwortlich, seit bekannt wurde, dass der Erregertyp mit asiatischen Stämmen identisch ist. Ein Lager der Soldaten liegt am Nebenarm eines Flusses, der in den Artibonite mündest. Die meisten Erkranken haben sich aus diesem Fluss mit Wasser versorgt.

Auch in Cap Haïtien sind nepalesische Blauhelme stationiert. Haitianische Rundfunkstationen melden, die rund 1.000 Demonstranten hätten zuerst ein Umspannwerk am Ortseingang der Stadt in Brand gesetzt und dann Barrikaden errichtet. Später hätten sie die UN-Kaserne im Stadtteil Morin, in der chilenische Soldaten stationiert, sind und eine Kaserne mit nepalesischen UN-Blauhelmen belagert. Gepanzerte UN-Fahrzeuge seien mit Steinen beworfen worden. Um die Menge zu zerstreuen, hätten die Soldaten zuerst mit Tränengas geschossen. Danach sei es zu den tödlichen Schüssen gekommen. Insgesamt 14 Personen seien verletzt worden, meldet Radio Metropole unter Berufung auf Ärzte des städtischen Krankenhauses, einige schwer.

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen könnten auch die Stimmen aus Regierungskreisen um Staatspräsident René Préval wieder lauter werden lassen, die seit dem Ausbruch der Cholera die Verschiebung der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen fordern. Préval und seine neugegründete "Einheits"-Partei hatte sich lange dagegen gewehrt, dass am 28. November gewählt wird. Das haitianische Gesetz verbietet Préval, erneut für das höchste Staatsamt zu kandidieren.

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