■ Mit der Außenhandelsbilanz auf du und du: China kauft ein
Berlin (taz) – Die ostasiatischen Tiger kaufen viel, aber es gelingt ihnen schlechter, ihre eigenen Waren in Deutschland abzusetzen. Im ersten Halbjahr 1992 war ihre Handelsbilanz gegenüber Deutschland noch positiv. Deutsche Firmen exportierten Waren für 9,9 Milliarden Mark nach Hongkong, Südkorea, Singapur und Taiwan, die wiederum Güter für 12,3 Milliarden Mark zurücklieferten. Ein Jahr später ist dieses Verhältnis ausgeglichen: 11,2 Milliarden deutscher Exporte stehen 11,8 Milliarden südostasiatischer Importe gegenüber.
Diese neuen Zahlen aus dem Bonner Wirtschaftsministerium widerlegen so manche Klage deutscher Unternehmer, denen es immerhin gelang, ihre Exporte um 12 Prozent zu steigern – die Tiger mußten einen Rückgang ihrer Ausfuhren nach Deutschland um 3,4 Prozent hinnehmen. Schuld daran ist die deutsche Inlandskrise, die den Markt für die High-Tech-Exportschlager dieser Staaten, schrumpfen ließ.
Noch weit besser verdient die deutsche Industrie am neuen Geschäft mit China. Die Manchester-Kommunisten füllten die Auftragsbücher der alten Klassenfeinde, der Import aus Deutschland stieg zwischen 1992 und 1993 um satte 85 Prozent und erreichte im ersten Halbjahr 1993 ein Volumen von 5,6 Milliarden Mark. Anders als seinen kapitalistischen Nachbarländern gelang es der Volksrepublik jedoch, auch ihren Export nach Deutschland zu steigern. Er wuchs zwar nur um 11,5 Prozent, lag aber mit einem Volumen von 7,5 Milliarden Mark noch deutlich über dem Import.
In der deutschen Statistik zählen auch die Opec-Staaten zu den Entwicklungsländern. Zunehmend zu Recht. Der Zerfall des Ölpreiskartells führt zu einer wachsend negativen Handelsbilanz mit dem Industriestaat Deutschland. Die Ölländer konnten hier noch für 11,2 Milliarden Mark einkaufen – das ist ein Rückgang um 23 Prozent, zugleich sank auch ihr Export um 9,2 Prozent. nh
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