Chile-Länderspiel abgesagt: Eine "alternativlose" Entscheidung
Nach dem Tod von Robert Enke sagt der DFB das Länderspiel am Samstag gegen Chile ab. Aus aller Welt kommen Trauerbekundungen. Auf Enkes Webseite kann man kondolieren.
BERLIN dpa/taz | Der Deutsche Fußball-Bund hat das Länderspiel am Samstag gegen Chile wegen des Todes von Robert Enke abgesagt. DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte am Mittwochnachmittag in Bonn: "Wir können das Länderspiel am Samstag gegen Chile nicht durchführen." Diese Entscheidung sei "alternativlos" gewesen, sagte Zwanziger.
Die Partie gegen den WM-Teilnehmer hätte am Samstag in Köln stattfinden sollen. Das Vormittagstraining am Mittwoch und Interviewtermine der Spieler wurden gleichfalls abgesagt. "Ich bin fassungslos. Mir fehlen die Worte", sagte DFB-Kapitän Michael Ballack über den tragischen Tod des Keepers.
Jörg Neblung, der Berater von Robert Enke, hatte bereits wenige Stunden nach dem tragischen Unglück von Selbstmord gesprochen. Am Mittwoch wurde es zur Gewissheit. Wie die Polizei bestätigte, hinterließ der Profi von Hannover 96 einen Abschiedsbrief. Über den Inhalt wurde zunächst nichts mitgeteilt.
In Gedenken an Enke werden die Mannschaften der Ersten und Zweiten Liga am 13. Spieltag mit Trauerflor auflaufen. Zudem gab die Deutsche Fußball-Liga bekannt, dass es vor den 18 Partien am übernächsten Wochenende eine Gedenkminute für Enke geben wird. "Robert Enke war ein herausragender Sportsmann und ein besonderer Mensch", sagte Ligachef Reinhard Rauball.
Die Nachricht von Enkes Tod löste über die Grenzen Deutschlands und über den Fußballbereich hinaus Fassungslosigkeit und Trauer aus. Kanzlerin Merkel habe ihr Mitgefühl in einem persönlichen Brief an die Witwe ausgedrückt, sagte Vizeregierungssprecher Christoph Steegmans in Berlin.
Auch der Weltfußball-Verband Fifa zeigte sich betroffen. "Die internationale Fußballfamilie hat die äußerst traurige Nachricht über den Hinschied von Robert Enke erhalten. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei der Frau und der Familie von Robert Enke, und wir wünschen ihnen die Kraft, den Schmerz ertragen zu vermögen", schrieb Fifa-Präsident Joseph S. Blatter.
Enkes früherer Verein, FC Barcelona, widmete seinen Sieg im spanischen Fußballpokal am Dienstagabend seinem ehemaligen Spieler. "Der Torwart war ein Teil dieses Vereins gewesen", sagte Barça-Trainer Josep Guardiola nach dem 5:0-Erfolg der Katalanen über Cultural Leonesa im Pokalrückspiel. Enke hatte in der Saison 2002/2003 für Barça gespielt. Der spanische Meister und Champions-League-Sieger legte vor der Partie im Camp-Nou-Stadion eine Schweigeminute für Enke ein.
Der achtmalige Nationalspieler war am Dienstag an einem Bahnübergang in Neustadt am Rübenberge in der Nähe seines Wohnorts gegen 18.25 Uhr von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden. Noch am Sonntag hatte er im Punktspiel seines Vereins gegen den Hamburger SV im Tor gestanden. Er hinterlässt eine Frau und eine Tochter.
Am Dienstagabend hatten sich am Unfallort und vor der Hannoveraner Arena Fans und einige Spieler von Hannover 96 versammelt, Kerzen angezündet und Blumen, Bilder, Schals und Trikots niedergelegt. Am frühen Mittwoch standen hunderte Menschen Schlange, um sich vor der Arena in ein Kondolenzbuch einzutragen. Der Club hatte die Kondolenzliste bereits in der Nacht vor dem Haupteingang des Stadions ausgelegt.
Auch in zahlreichen Internetforen dokumentierten Fußballfans ihre Bestürzung. Hannover 96 änderte seine Homepage. Auf einer schwarzen Seite erinnerte die Inschrift "Wir trauern um Robert Enke" an den Profi. Auf Enkes Website trugen sich minütlich trauernde Fans in ein Online-Kondolenzbuch ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen