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Chefsache!

Von unserer Kontext-Redaktion↓

Bislang ist der Stuttgarter OB nur „Amtsverweser“. Doch schon scheint Frank Nopper alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, zur Chefsache zu machen. Die Zukunft des Metropol-Kinos? Chefsache. Die Diskussion über die Gäubahnanbindung? Chefsache, Gäubahn-Gipfel sei zügig einzuberufen. Die Zukunft des denkmalgeschützten Hajek-Hauses? Chefsache.

Chapeau!, sagen da auch wir. Denn Sachen-zur-Chefsache-erklären ist natürlich Symbolpolitik vom Feinsten. Es soll den BürgerInnen signalisieren, dass ein wichtiges Anliegen den quälend langsam und empathielos vor sich hin mahlenden Mühlen der Bürokratie entrissen wird und nun zuoberst auf dem Schreibtisch eines dynamischen Doers landet. Noch nicht zur Chefsache erklärt hat Nopper – oder ist uns das nur entgangen? – den Kampf gegen den Klimawandel. Was vielleicht einfach daran liegt, dass hier zu auffällig wäre, dass das schon andere vor ihm getan haben – die Fridays for Future beispielsweise, die am vergangenen Freitag wieder zum Globalen Klima­streik aufgerufen haben. Oder daran, dass er sich mit dem CDU-Multitasking-Talent Joachim Pfeiffer, mit dem er auch gemeinsam im Regionalrat sitzt, so gut versteht. Dieser Pfeiffer ist nicht nur Lobbyist für fossile Energieträger und hält die Klimaschutz-Debatte für „alarmistisch“, sondern ist mit seinen diversen, kreativ verzahnten Nebentätigkeiten auch mitten in die aktuelle Korruptions-Debatte der CDU geraten – was so weit führte, dass wegen Pfeiffer am Montag 50 Demonstrierende vor die CDU-Geschäftsstelle Rems-Murr in Waiblingen zogen. Führende Unions-Politiker wie Markus Söder – auch ein begnadeter Chefsachen-Erklärer – haben ja bereits gelobt, die Korruptionsbekämpfung in CDU und CSU nun zur Chefsache zu machen. Nachdem die Partei dies jahre­lang gezielt zu verhindern wusste.

Petition: Lenks Denkmal soll bleiben

Was Nopper auch noch nicht zur Chefsache erklärt hat: den Verbleib von Peter Lenks großem S-21-Denkmal, das momentan noch vor dem Stadtpalais steht, aber bald wieder weichen soll. Deswegen hat die Stuttgarterin Doris Zilger eine an den OB gerichtete Online-Petition gestartet​​​​​​​: Lenks Kunstwerk soll in Stuttgart bleiben! Knapp 300 UnterstützerInnen waren es Dienstag Nachmittag, das dürfen ruhig noch ein paar mehr werden. Weswegen wir hier kräftig die Werbetrommel für das Anliegen rühren! Um nicht zu sagen, das Rühren selbiger zur Chefsache machen.

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