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Archiv-Artikel

Chatten – nicht immer harmloser Kinderspaß

Hearing in Bremen: Experten warnen vor Fallen, die Pädophile ahnungslosen Kindern im Internet gezielt stellen

Von ede

Bremen taz ■ Bremen veranstaltet als erstes Bundesland ein Hearing zu sexuellem Missbrauch von Kindern im Netz. Die Journalistin und Mitbegründerin des Vereins Netkids ist deshalb voll des Lobes für Innensenator Thomas Röwekamp (CDU). Seit Jahren schon warnt sie Eltern, LehrerInnen und Heranwachsende vor den Risiken, in so genannten Chatrooms im Internet scheinbar harmlose Freundschaften anzufangen. Viele Kinder und Eltern wüssten nicht, dass Pädophile über diesen anonymen Weg versuchten, sich an Kinder heranzumachen – mit eindeutig kriminellen Absichten. Manchmal mit fürchterlichen Folgen – wenn die Kinder sich auf ein echtes Treffen einlassen.

„Die bisher bewährten Methoden des Jugendschutzes und der polizeilichen Kriminalprävention stoßen im Internet an ihre Grenzen“, begründet Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) die Expertendiskussion am Donnerstag in der Handelskammer*. NetKids hat das Thema im November in Bremen anders publik gemacht: Mit einem RTL-Reporter hatte das NetKids-Team im Internet eine Erwachsene als 13-Jährige ausgegeben. Schnell kam ein Mann mit dem angeblichen Mädchen auf sexuelle Praktiken zu schreiben – und machte einen Treffpunkt in der Bremer City aus. 50 Euro sollten fließen– doch bevor es soweit kam, stellte das TV-Team den 41-Jährigen vor laufender Kamera. Der Mann leugnete – auch mit Hinweis darauf, dass im Chat doch jeder ein falsches Alter angebe.

„RTL hat den Mann angezeigt“, sagt Schöning. Die Bremer Polizei habe „richtig schnell und gut reagiert“, das Material gesichtet – und binnen zweier Tage alles an die zuständige Osnabrücker Staatsanwaltschaft überstellt. Dort war gestern keine Stellungnahme zum aktuellen Stand des Verfahrens zu erhalten.

Innnerhalb der Bremer Polizei lösen solche Aktionen durchaus verschiedene Reaktionen aus: Es dürfe nicht zur Methode werden, dass Bürger auf eigene Faust los gingen. Das sei gefährlich. Dafür gebe es Spezialisten. Beate Schöning selbst sagt: „Wir müssen das Thema in die Öffentlichkeit kriegen.“ RTL sei interessiert gewesen. „Die öffentlich-rechtlichen Sender leider nicht.“ ede

*Do. 4.12., 17 Uhr, Am Markt 13