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Chaos verhinderte Weitergabe des Bombenalarms

■ In Atlanta wurden nach der Warnung zehn wichtige Minuten verschwendet

Atlanta (AP) – Organisationschaos, überlastete Telefonleitungen und überfordertes Personal haben die Weitergabe der Bombendrohung von Atlanta am 27. Juli um zehn entscheidende Minuten verzögert. Das geht aus Aufzeichnungen der Notrufzentrale der Olympiastadt hervor. Der Telefonistin, die die Bombenwarnung entgegengenommen hatte, gelang es auch nach mehreren Nachfragen nicht, die aus ungeklärten Gründen nicht im Computer gespeicherte Adresse des Centennial Parks zu erkunden, wo die Bombe 22 Minuten nach dem Anruf explodierte.

Die Adresse war nötig, weil laut Computerprogramm ohne die Postanschrift keine Weiterleitung einer Nachricht möglich war. Den Aufzeichnungen zufolge erreichte die Telefonistin im Einsatzzentrum die Bombenwarnung um 0.58 Uhr Ortszeit. Darin erklärte der Anrufer, in 30 Minuten werde im Centennial Park eine Bombe explodieren. Sofort versuchte die Telefonistin, die Adresse des Einsatzkommandos im Centennial Park dem Computer zu entnehmen, wo sie aber nicht gespeichert war. Daraufhin versuchte sie vergeblich, das Polizeipräsidium zu erreichen, was ihr aber wegen ständig besetzter Leitungen nicht gelang. Danach telefonierte sie mit dem wachhabenden Beamten im Polizeirevier fünf, das in der Nähe des Parks liegt. Auch dort konnte ihr niemand die Adresse nennen. Beim dritten Versuch gelang es der Frau, die Einsatzzentrale zu erreichen, die aber die Adresse auch nicht kannte. Es wurde ihr eine Kollegin genannt, von der sie endlich die Anschrift des Parks erhielt. Zu diesem Zeitpunkt war es 1.07 Uhr. Eine Minute später hatte die Telefonistin die Nachricht an den zuständigen Beamten weitergeleitet. Dieser erreichte um 1.11 Uhr eine Polizeieinheit, doch erreichte die Warnung aus ungeklärten Gründen nicht die Polizei vor Ort. Um 1.20 Uhr ging die Bombe hoch.

Anstatt die Weiterleitung der Warnung durch die Suche nach der Parkadresse minutenlang zu verzögern, hätte die Telefonistin auch mündlich einen Polizeibeamten benachrichtigen können, der im Nachbarraum saß. Aber das, so erklärte die Polizeichefin von Altanta, Beverly Harvard, ist laut Ausbildung nicht vorgesehen.

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