Chanson-Pop & Urgestein : Latent politisch
Nils Schuhmacher
Gustav nennt sich das Ein-Personen-Ensemble (live allerdings zumeist unterstützt von Elise Mory und Oliver Stotz) der Wienerin Eva Jantschitsch, deren zweites Album mit einigem Grund sowohl vom bildungsbürgerlichen Feuilleton als auch vom linken Kulturmilieu goutiert wurde. Die allgemeine Aufmerksamkeit rührte neben Jantschitschs Einbindung in die kritische Community der „Isolierzelle, in der man schreien darf“ (Karl Kraus über Österreich) wohl auch daher, dass diese Art latent politischer, leicht elektrifzierter, in Chanson gebadeter Popmusik doch eher selten in annehmbarer Weise präsentiert wird. Das war vor fünf Jahren, zum Erscheinen des letzten Albums „Verlass die Stadt“ so, und es hat sich seither nicht wesentlich verändert. Wie wenig ebenjener Popbetrieb Jantschitsch allerdings am Herzen zu liegen scheint, hat sie in der Zwischenzeit mit ihrer bloßen Abwesenheit dokumentiert. Und so finden sich an Stelle des Platte-Tour-Zyklus Teilnahmen an den Wiener Festwochen und den Salzburger Festspielen, Kompositionen von Theater-, Revue- und Filmmusik, unter anderem für Florian Flickers 2012 erschienenen Spielfilm „Grenzgänger“, und Lesungen. Und jetzt, wo man Gustav also in ganz anderen Welten beheimatet sieht, kommt sie wieder mit ihrer Band um die Ecke. Nicht dem Feuilleton weitersagen. Do, 12. 9., 20 Uhr, Golden Pudel Club
Am Ende lautet die trübe Erkenntnis doch wohl: Solange der Sänger (oder die Sängerin) an Bord ist, lassen sich die Fans noch von der größten Umbesetzung nicht abschrecken. Bei The Wedding Present, jenen 1985 zum ersten Mal gegründeten Urgesteinen des britischen Indierocks, ist heute nur noch David Gedge dabei. Der Sonderfall ist allerdings, dass Gedge 2004 kurzerhand seiner damals aktuellen Gruppe Cinerama den Namen der verblichenen Band verpasste. Das hat einen unschätzbaren Vorteil: Man kann jetzt – ohne als Coverband durchzugehen – die alten Hits spielen. Do, 19. 9., 20 Uhr, Molotow