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Chance nie gewittert

■ Der HSV wird mit seinem 5:1-Pokalsieg bei Großrosseln der Favoritenrolle gerecht

Die fast 8.000 Zuschauer im Hermann-Neuberger-Stadion zu Völklingen hofften auf eine Sensation im DFB-Pokalspiel des SC Großrosseln gegen den HSV. Das ungleiche Duell war in den Nachbarort verlegt worden, weil die heimische Sportanlage nur einem Bruchteil des Publikums Platz geboten hätte. Doch die Hamburger erwiesen sich als Spielverderber und ließen an ihrer Überlegenheitkeine Zweifel aufkommen.

Eine ungeschriebene Pokalregel besagt, daß ein Underdog, der ersteinmal eine Chance wittert, diese oftmals auch nutzt. Um eine solche Witterung bei den saarländischen Amateuren aus der sechsten Liga zu verhindern, suchte der Bundesligist die schnelle Führung: Nach vier Minuten verwandelte Jörn Andersen eine Flanke von Valdas Ivanauskas mit dem Kopf zum 1:0. Die Profis bauten ihre Führung durch Tore von Yordan Letchkov und Karsten Kober bis zur Halbzeit auf 3:0 aus. Mit dem Treffer von Manndecker Kober fand in Völklingen ein außergewöhnliches Ereignis statt: Die Treffer des Grobmotorikers in HSV-Pflichtspielen lassen sich an einer Hand abzählen.

Nach der Pause hatte zunächst der Saarland-Pokalsieger zwei Einschußmöglichkeiten, die aber von Torwart-Routinier Uli Stein pariert wurden. Dessen Vorderleute nutzten ihre Chancen besser: Kapitän Jürgen Hartmann und nochmals Jörn Andersen erhöhten auf 5:0. Drei Minuten vor Schluß nahm SC-Mittelstürmer Kneipp Libero Petr Houbtchev den Ball ab und erzielte den vielumjubelten 1:5-Ehrentreffer, nachdem er zuvor Uli Stein ausgespielt hatte. Der Keeper zeigte sich vom Sieg über den Landesligisten ziemlich unbeeindruckt: „Vom Ergebnis her müssen wir zufrieden sein, ansonsten war es aber nicht berauschend. Darüber muß man nicht lange reden.“

Das tat auch Trainer Benno Möhlmann nicht, für den das 5:1 natürlich nur wenig aussagekräftig war. Ein paar Erkenntnisse konnte er dennoch mitnehmen: Von den Neuzugängen haben Uli Stein, Jörg Bach und Andreas Fischer die besten Chancen beim Bundesligaauftakt in Stuttgart von Beginn an dabei zu sein.

Noch immer unbeantwortet ist hingegen die Frage, welche Spieler Möhlmann für den Sturm auserkoren hat. Valdas Ivanauskas jedenfalls wird mit angreifen. Der Litauer dementierte Wechselgerüchte (Atletico Madrid): „Ich will ich mich auf den HSV konzentrieren“.

Jan Strahl

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