Champions League: Allofs vermisst Bremer "Feuer"

Werder Bremen hat seine Chancen auf das Achtelfinale minimiert. Die Passivität der Gastgeber bescherte Olympiakos Piräus ein 3:1 - da half auch Rückkehrer Frings nicht.

Werders Hugo Almeida nach dem 1:3 für Bremen. Bild: ap

BREMEN taz Tiefe Nebelschwaden hingen am Tag danach über der Stadt. Herbstliche norddeutsche Tristesse. Irgendwie der passende Rahmen für den Vormittag, als sich die in der Champions League gedemütigten Fußballprofis wieder am Weserstadion einzufinden hatten. "Individuelle Pflege" stand auf dem Trainingsplan von Thomas Schaaf. Doch ihm war nach dem peinlichen 1:3 (1:0) gegen Olympiakos Piräus eher nach einer kollektiven Abreibung zumute. Schaaf war sauer. Und er, der Feind aller Statistiken, flüchtete sich in seiner Abrechnung ins Material der Zahlen. "Wenn Sie in der Statistik für die zweite Halbzeit Zweikampfwerte suchen, wird man keine finden, denn wir sind den Zweikämpfen aus dem Weg gegangen." Den Umstand, das Ende der schwarzen Serie der Hellenen - bis dato in 31 Auswärtsspielen in der Champions League erfolglos - beendet zu haben, kommentierte Schaaf mit beißender Ironie. "Da kann man nur gratulieren."

Die Hanseaten besitzen nach zwei Niederlagen nun eine miese Ausgangsposition. In den beiden Duellen gegen das ausgebuffte Lazio Rom müssen zwei Siege her, will Werder noch weiterkommen. Verständlich, dass auch Sportchef Klaus Allofs ob des nach dem Führungstor von Hugo Almeida (32.) hergeschenkten Erfolges Gift und Galle spuckte. "Wir haben ganz schlecht ausgesehen. Uns hat das Champions-League-Feuer gefehlt." Etwa ein zuverlässiger Torwart und zehn fidele Feldspieler. Beides hatten die Bremer nicht zu bieten. Ersatztorhüter Christian Vander - bisherige Spielpraxis in Bremen in zwei Jahren 61 Bundesliga-Minuten, in acht Profijahren 20 Bundesliga-Spiele - trug ein Gutteil zum Untergang bei. Vor allem hatte der 26-Jährige große Probleme, die glitschige Plastikkugel auf dem nassen Rasen zu fassen zu bekommen. "Das war bei diesen Bedingungen extrem schwer", sprang Per Mertesacker dem Ersatzmann zur Seite, dessen nach vorne abgewehrte Fernschüsse fatale Nebenwirkungen hatten.

Vander patzte sowohl beim 1:1 von Stoltidis (73.) als auch beim 1:3 von Kovacevic (87.), war nur beim Prachtschuss von Patsatzoglou zum 1:2 (82.) schuldlos. "Beim ersten Tor kann ich den Ball nur abklatschen, beim dritten sehe ich schlecht aus, das schmälert meine Leistung", erklärte der Keeper. Überlieferungen zufolge vergoss der flatterhafte Vander noch in der Kabine einige Tränen; muss aber wohl auch am Samstag beim MSV Duisburg den an einem Muskelfaserriss oberhalb der Kniekehle leidenden Tim Wiese ersetzen. Es ist schon eine Crux, eine beim 8:1 gegen Arminia Bielefeld noch bestens funktionierende Mannschaft neu zu formieren. Unter dieser Prämisse ist auch das erstmalige Mitwirken der lange verletzten Nationalspieler Torsten Frings und Tim Borowski als wenig hilfreich für Werder zu werten. Es war ein Comeback mit Bumerang-Effekt, was Kollege Mertesacker in wohlfeile Worte verpackte. "Auf lange Sicht bringen sie uns ja weiter, aber erst einmal müssen wir deren Rückkehr kompensieren." Schaaf beschrieb den Zwiespalt vom Fluch der Rückkehrer so: "Sie sollen einen Schritt nach vorne machen, gleichzeitig wollen wir erfolgreich sein." Letzteres ist schiefgegangen, was naturgemäß Wortführer Frings wurmte. "Katastrophal. Die Griechen konnten spielen, wie sie wollten, wir sind immer einen Schritt zu spät gekommen."

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