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■ Cash und CrashMirakel Lirasturz

„Na endlich“ rang es, sich vor zwei Wochen aus der Seele von Italiens oberstem Industriellensprecher Luigi Abete los, „jetzt kann's nur noch besser werden“. Wie er jubelte nahezu die gesamte Ökonomenschar – gerade war herausgekommen, daß Italien, erstmals in der Nachkriegsgeschichte, mit seiner Inflationsrate (4,2 Prozent) unter der deutschen lag. Ein Sieg wie seit der Fußball-WM in Spanien 1982 nicht mehr, so schien es. Da zudem kurz zuvor die Bundesbank den Diskontzins um ein paar Zerquetschte hinter dem Komma gesenkt und damit auch noch das von Italiens Gesundbetern in Finanzministerium und Nationalbank geradezu herbeigebetete „Zeichen“ gesetzt hatte, war die Wirtschaftswissenschaftlerschicht sicher: jetzt kommt die Lira wieder auf Trab.

Doch es wurde wieder nix. Stand Mitte März die Mark noch bei etwa 950 Lira, so purzelte sie Anfang des Monats urplötzlich wieder weiter ins Leere, das Umtauschverhältnis 1 Mark gegen 1.000 Lira wurde mehrmals erreicht. Insider gaben als Grund für den Kollaps die sich tagtäglich wiederholenden, in immer höhere Sphären vordringenden Ermittlungsverfahren an, die nicht nur höchste Politiker betrafen – die man im Grund für austauschbar, ihre Wegsperrung für erträglich hält –, sondern auch Top-Manager (bei FIAT ist Finanzchef Mattioli dran).

Tatsächlich ist das aber wohl nur die halbe Wahrheit. Währungsfachleute sehen derzeit den realen Wert der Lira gegenüber der Mark in einem Umtauschverhältnis zwischen 840 und 870 Lire. Was sich in Italien tatsächlich abspielt: aus dem Land ist in den letzten acht, zehn Monaten faktisch das gesamte früher reichlich vorhandene Spekulationsgeld abgezogen worden. Die immer massiver zugreifenden Staatsanwälte beschlagnahmen milliardenschwere Besitztümer mafioser Clans – und als Folge fliehen nicht nur die sizilianischen Drogen- und Waffenschieber, sondern tausendweise auch andere Dunkelmänner mit ihrem Geld aus dem Land. Eine Entwicklung, die schon vor mehreren Jahren der damalige Schatzminister und ehemalige Notenbankchef vorausgesagt hatte — das Land hatte es versäumt, Geldwäschegesetze vor dem Eindringen riesiger illegaler Kapitalien zu verabschieden und mußte nun, da man den Kraken im Inneren nur noch über das Geld zu packen vermochte, den rapiden Abzug bisher fest im Finanzkreislauf eingesetzter Gelder hinnehmen.

Die Schwarzgeldanleger fliehen mit ihren Milliarden inzwischen dorthin – und treiben die entsprechenden Währung hoch – wo Geldwäsche noch gar nicht, nur lasch oder mit Verspätung überprüft und verfolgt wird. Deutschland steht darin ganz weit an der Spitze. Werner Raith

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