: Carringtons schwierige Mission
■ Koordinator der Friedenskonferenz soll EG-Beschluß erläutern
Belgrad (taz/ap/dpa) — In einer schwierigen Mission ist gestern der Koordinator der EG-Friedenskonferenz für Jugoslawien in Den Haag, der Brite Lord Carrington, nach Belgrad gereist: Im Auftrag der EG soll er dort der serbischen Regierung den Brüsseler Beschluß vom Vortag erläutern, Kroatien, Slowenien und andere jugoslawische Republiken auf Antrag Mitte Januar diplomatisch anzuerkennen. Ebenfalls unterwegs nach Belgrad war eine UNO-Vorausabteilung, die Vorbereitungen für die mögliche Entsendung einer Friedenstruppe trifft.
Nach Angaben der niederländischen Botschaft in Belgrad wollte Carrington mit dem serbischen Präsidenten Milosevic sprechen. Dessen Regierung hatten den Beschluß der EG-Außenminister als „Schritt zur Demontage Jugoslawiens“ und „Ultimatum“ scharf verurteilt. Angeblich will Carrington auch mit den Präsidenten von Mazedonien und Bosnien-Herzegowina, Kiro Gligorow und Alija Izetbegovic, zusammentreffen. Bereits am Flughafen von Graz hat Carrington gestern mittag die Präsidenten Sloweniens und Kroatiens, Milan Kucan und Franjo Tudjman, gesprochen. Deren Regierungen zeigten sich zwar erfreut von der Einigung in Brüssel, vor allem die kroatische Regierung ist jedoch unglücklich darüber, daß ein Botschafteraustausch erst Mitte Januar stattfinden soll.
Ganz unterschiedlich waren die Reaktionen auf den EG-Beschluß. Die USA begrüßten, daß die Entscheidung der EG über eine Anerkennung noch einmal verschoben worden sei, weil das der UNO mehr Zeit gebe. Japan will sich vorerst zurückhalten, weil eine Anerkennung den Konflikt nicht löse. Die österreichische Regierung hingegen lobte die EG. Mitte Januar will sie Kroatien und Slowenien ebenfalls anerkennen.
Besonders fix ist die Bundesregierung. Sie eröffnete gestern bereits ein „Verbindungsbüro“ in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Von dort aus solle die humanitäre Hilfe verteilt werden, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Bis Jahresende sollen 17 Millionen DM aus Deutschland nach Kroatien fließen.
Die 21 UNO-Experten werden laut 'Tanjug‘ die Schlachtfelder von Slawonien, wo gestern die Kämpfe weitergingen, und in der Krajina besuchen. Sie handeln nach einer Resolution des Sicherheitsrates, der sich noch nicht zur Entsendung von Blauhelmen entschließen konnte. Seine Bedingung heißt weiter, daß zuerst ein dauerhafter Waffenstillstand gesichert sein müsse. dora
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