piwik no script img

Carolina Schwarz Der WochenendkrimiKlettern, Springen, Rennenund ein entführtes Kind

Sie blickt ihm noch einmal tief in die Augen. Die Kamera schwenkt nach unten. Unter ihr: eine 40 Meter tiefe glatte Felswand, die in einem reißenden Fluss endet. Über ihr zieht ein Adler seine Runden und sie beginnt sich abzuseilen. Dramatische Musik begleitet jeden ihrer Schritte in die Tiefe. Alles verläuft nach Plan – doch dann beginnen Steine zu bröckeln.

Dramatik in einen Bergsteigerfilm zu bringen ist nicht sonderlich schwierig. Vermutlich ist es ebendas in Verknüpfung mit atemberaubenden Naturaufnahmen, was das Genre zu einem so beliebten unter Filmschaffenden macht. Der britische Thriller „A Lonely Place to Die – Tödliche Highlands“ von Regisseur und Drehbuchautor Julian Gilbey (Reckoning Day), der 2011 in den Kinos lief, spielt, wie der Name schon sagt: in den schottischen Highlands.

Fünf befreundete Bergstei­ger*innen entdecken bei einer Tour ein in einer Holzkiste lebendig begrabenes Kind. Obwohl sie sich nicht mit ihm verständigen können, wird schnell klar, dass es Opfer einer Entführung geworden ist. Damit sind auch die jungen Berg­steiger*innen in Gefahr, die Entführer sind immer nur einen kleinen Schritt hinter ihnen.

Nun beginnt das gleiche Spiel wie in jedem Bergsteigerfilm: Eine Gruppe Bergsteiger*innen muss schnell ins Tal gelangen. Die Frage ist: Wie viele von ihnen kommen lebend unten an? Wer die gewalttätigen Filme ­Gilbeys kennt, weiß: Man darf sich nicht zu große Hoffnungen auf viele Überlebende machen.

Gesellschaftsanalytische Elemente oder ausgefeilte Dialoge hingegen sollte man in dem Thriller mit Melissa George und Edward Speleers in den Hauptrollen nicht erwarten. Das Ganze gleicht eher einem „Survival-of-the-fittest“-Thriller: Wer kann am schnellsten rennen, am tiefsten tauchen oder am weitesten springen? Dazwischen immer wieder altbekannte Filmelemente: Wir sind eine Gruppe und in Gefahr.

Was also tun? Die Gruppe aufteilen. Dass sich nicht alle der Gruppe lebend wiedersehen werden – klar. Und wann immer die Zuschauer*in glaubt, die ­Bösen enttarnt zu haben, kommen noch Boshaftere um die Ecke. Das immerhin schafft wiederholt überraschende Momente.

Vielleicht reicht das schon für einen spannenden Survival-Thriller. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt eh nicht. Die Spannung steigt mit jeder Szene, die Gewalt auch – bis zum großen Finale. Dann … na ja, Sie können es sich denken. Aber die Naturaufnahmen sind wirklich schön.

„A Lonely Place to Die – Tödliche Highlands“, Sa., 00.20 Uhr, ZDF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen