■ COUCHPOTATO'S CHIPS & TIPSVon Harald Keller: SAMSTAG
WOLFEN
Spekulanten haben sich des New Yorker Stadtteils South Bronx bemächtigt. Einer von ihnen, Christopher Vanderweer, wird auf entsetzliche Art und Weise ermordet und mit ihm seine Ehefrau und der Leibwächter. Am Tatort werden Haare aus dem Fell eines Wolfs entdeckt. Weitere Mordfälle passieren, und immer findet man die gleichen Haare. Dem Ermittlungsbeamten Dewey Wilson gelingt es schließlich das Geheimnis der blutigen Todesfälle zu lösen: Im Ghetto hat sich ein Rudel wilder Wölfe eingenistet.
Wolfen ist ein spannender Horrorfilm, widersetzt sich jedoch den Konventionen des Genres, indem die Wölfe keineswegs als mordlustige, zur Vernichtung freigegebene Ungeheuer geschildert werden. Stellvertretend für die geschundene Natur wehren sie sich gegen den Expansionsdrang des Menschen, der weit mörderischer ist als die angeblichen Bestien. Der Film übernimmt buchstäblich deren Sicht der Dinge. Michael Wadleigh, Co-Autor und Regisseur des „Öko-Thrillers“, macht sein Anliegen unmißverständlich deutlich.(Pro7, 21.55 Uhr)
GEFÄHRLICHE FREUNDIN
Zeitweise war der Yuppie Zielscheibe der Hollywood-Autoren, der Depp, Stoffel und bemitleidenswerte Tolpatsch zugleich. Filme wie Die Glücksritter und Kopfüber in die Nacht von John Landis, Martin Scorseses Die Zeit nach Mitternacht und gleichermaßen Jonathan Demmes Gefährliche Freundin leben davon, daß jeweils beruflich tüchtige, ansonsten aber eher unbeholfene Jungmanager abrupt aus den gewohnten Lebensbahnen zwischen Computerterminal und TV-Dinner gerissen werden. Abseits der genormten Tagesabläufe sind sie dann gar nicht mehr so smart, und es fällt ihnen schwer, ungewohnte Situationen zu meistern. Weltfremd stolpern sie durch die absurdesten Abenteuer, aber weil alle diese Filme aus Amerika stammen, wird am Ende alles gut, und unsere Helden bekommen — außer bei Scorsese — als Belohung für die ausgestandenen Widrigkeiten eine tolle Frau mit nach Hause. Jamie Lee Curtis zum Beispiel oder Michelle Pfeiffer. Trotz der Neigung zum nivellierenden Happyend sind alle genannten Lichtspiele ungemein spaßig, und dieses hier, mit Melanie Griffith als femme fatale und Jeff Daniels in der Rolle eines Finanzberaters auf Abwegen, ganz besonders. Wie von Jonathan Demme nicht anders zu erwarten, wurde die Hatz des ungleichen Pärchens von New York nach Pennsylvania mit reichlich Musik unterlegt, angeliefert unter anderem von John Cale, Laurie Anderson, David Byrne und den Fine Young Cannibals. Beachtenswert sind ferner Gastauftritte der Regie- Kollegen John Sayles und John Waters sowie des B-Movie-Kultstars Charles Napier.(ARD, 22.15 Uhr)
MEANTIME
Was in TV-Serien wie Coronation Street oder der deutschen Lindenstraße noch recht pittoresk erscheint, packt der Regisseur und Autor Mike Leigh in einen ungeschminkt bitteren und realistischen Film: den Alltag einer Familie aus den unteren Bereichen der Klassengesellschaft. Frank, der Vater, und seine zwei Söhne Mark und Colin sind arbeitslos. Colin ist geistig zurückgeblieben und treibt sich in Gesellschaft von Skinheads herum. Mavis, die Mutter, flieht vor dem häuslichen Horror aus Langeweile, Suff und Aggressionen in die Bingo-Halle. Leighs sarkastisch-freudlose Bestandsaufnahme, die er gemeinsam mit seinen Darstellern erarbeitete, beinhaltet all das, was der durchschnittliche Fernsehzuschauer gewöhnlich als Zumutung auffaßt. In einer Nebenrolle ist Gary Oldman zu sehen, der durch Sid and Nancy und Prick up your Ears wenig später zum Star wurde und mittlerweile auch in den USA arbeitet.(Nordkette, 22.55 Uhr)
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