CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI : Goodbye, Schwerin
Schwerin im Auflösungszustand. In den Fabrikruinen wurden die Wände aufgeklopft, um aus ihnen die Kupferleitungen rauszureißen für den Schwarzmarkt in Polen und Russland. Und die Kommissare Hinrichs (Uwe Steimle) und Tellheim (Felix Eitner), die im Zusammenhang mit dem Buntmetallklau einen Mord aufklären müssen, werden gleich mit abgebaut. Ende des Jahres eröffnet dafür ein schönes neues TV-Revier in Rostock.
Das traurige Ende schwang schon immer im „Polizeiruf“ aus Schwerin mit. Wendeoptimismus wollte sich hier nie breitmachen; statt Aufbau Ost gab es nur kaum kaschierten Abbau, statt blühenden Landschaften nassgraue Impressionen von der Mecklenburger Seenplatte. So kamen, gingen und starben die Ermittler, nur Vogelkundler Hinrichs hielt sich in spießigem Trotz, um die Kollegen auf der Durchreise in die Ornithologie und Ökonomie der Region einzuführen. Die Gefechte, die sich Ossi-Original Steimle mit dem NDR lieferte, sind dabei schon legendär. Doch der Kampf ist verloren, der Steher muss gehen.
Verständlich, dass Steimles Hinrichs nicht zum Feiern zu Mute ist. Er knabbert hier knauserig an Kuchenrändern, die er im Dutzend beim Bäcker um die Ecke ersteht. Der Wohlstand ist in dieser Abwicklungsepisode also ferner denn je, und die Kleinsten leiden am stärksten darunter. In Suppenküchen füllen sie sich ihre leeren Bäuche, während der Vater (Lars Eidinger) zu Hause saufend auf seine nächtliche Buntmetallbeutetour wartet.
Als Krimi ist „Die armen Kinder von Schwerin“ (Regie und Buch: Christine Hartmann, Co-Autor: Eckhard Theophil) ziemlich bescheiden, als Abschiedsgruß aus dem sozial beflissensten aller Reviere rührt die Folge trotzdem an. Tschüss sagen die Ermittler am Ende des letzten Falles nicht, dafür schanzen sie einer verarmten Familie 20.000 Euro Belohnung zu. So ist es im klammkalten Nordosten nun mal: Geld sagt mehr als Worte.
■ „Polizeiruf 110: Die armen Kinder von Schwerin“, So., 20.15 Uhr, ARD