CDU-Politiker von Klaeden über US-Kandidaten: "Wir nehmen Obama ernst"
CDU-Außenpolitiker von Klaeden fordert Distanz zum US-Kandidaten. Er wirft der SPD vor, von der Obama-Begeisterung profitieren zu wollen.
taz: Herr von Klaeden, warum gehen Sie nicht zu Obama?
Eckart von Klaeden: Man darf diesen Auftritt nicht in erster Line als Rede eines künftigen US-Präsidenten sehen, sondern als Wahlkampfrede: Die Botschaft geht zunächst ans amerikanische Volk, nicht an uns.
Obama möchte Europa sagen, dass er den Dialog mit der Welt wieder aufnimmt.
Wahlkampfkundgebungen sind doch keine Dialog-, sondern One-Way-Veranstaltungen. Das ist auch okay so.
Man wird das Gefühl nicht los, dass die CDU Obama mit Missgunst betrachtet. Die Kanzlerin will ihn nicht vorm Brandenburger Tor sehen …
… das ist nicht der Grund. Und was das Brandenburger Tor angeht, so teile ich die Position der Kanzlerin. Ein Auftritt dort sollte gewählten Staats- und Regierungschefs vorbehalten sein.
Und Autoverkäufern, Zauberkünstlern, Pommesbuden …
… Obama war gut beraten, sich nicht in die Kategorie der Gaukler und Kommerziellen einzureihen, die man täglich vor dem Tor antreffen kann. Er gehört in die Kategorie ernstzunehmender Politiker.
Die Union hat nicht zufällig etwas dagegen, dass Klaus Wowereit sich neben Obama vorm Tor ablichten lässt?
Nee. Solche Fotos zu vermeiden, ist nicht in unserem Interesse - da haben wir Besseres zu tun. Außerdem gibt es ja einen Fototermin mit Obama und Wowereit.
Aber die Union betrachtet Obama eher als Sozi, oder?
Auch nicht. Ich habe gut Kontakte ins demokratische wie ins republikanische Lager. Die amerikanischen Muster lassen sich nicht auf Europa übertragen. Bei den Demokraten gibt es Leute, die zu achtzig, neunzig Prozent unserer Position entsprechen und umgekehrt. Es wäre ganz falsch, wenn wir als CDU uns allein auf die Republikaner und die SPD sich auf die Demokraten konzentrieren würden.
Die SPD bringt Obama mehr Wohlwollen entgegen.
Die SPD versucht, die Obama-Begeisterung auf ihre Mühlen zu leiten. Ich finde das nicht sehr glücklich, zumal sie sich in Widersprüche verstrickt: Einerseits ruft sie ihre Mitglieder auf, zur Obama-Veranstaltung zu gehen, andererseits erklärt sie bereits jetzt, Obama dürfe aber nicht mehr deutsche Unterstützung in Afghanistan fordern.
Wird die Union Obamas Absicht unterstützen, mehr in Afghanistan zu investieren?
Es ist zu früh für solche Fragen. Obama ist noch nicht Präsident. Es würde auch mit einem Präsidenten Obama zu Meinungsverschiedenheiten kommen, so wie das bei allen seinen Vorgängern der Fall war. Vielleicht bei ihm in der Afghanistanfrage, vielleicht aber auch in Handelsfragen wie Boeing gegen EADS.
INTERVIEW: ULRIKE WINKELMANN
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