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Archiv-Artikel

Bundeswehr in Aceh eingetroffen

BANDA ACEH taz ■ Drei kleine graugrüne Zelte stehen seit gestern direkt neben der Landebahn des Militärflughafens von Banda Aceh: die Unterkunft von neun Bundeswehrsoldaten, die in der Nacht zum Montag mit einer Luftwaffenmaschine eingetroffen sind. „Wir wollen uns ein Bild davon machen, wie wir den Opfern der Tsunami-Katastrophe in Aceh sinnvoll helfen können“, sagt Oberstarzt Jürgen Canders.

Das Problem sei derzeit noch, dass Hilfsgüter aus aller Welt „völlig unkoordiniert ins Land strömen“. Viele Orte sind derzeit nur per Helikopter zu erreichen. Die Straßen sind zerstört, Autos und Benzin fehlen, und die Telefonverbindungen sind vielerorts unterbrochen. Deshalb „ist das Hauptproblem derzeit die Verteilung der Hilfsgüter“, erklärt Canders.

Die Bundeswehrleute wollen Krankenhäuser in der Provinzhauptstadt besuchen. Den Vorwurf, dass sie erst jetzt – über eine Woche nach der Katastrophe – nach Aceh kommen, um sich erst einmal zu informieren, wies Canders zurück. „Wir sind nicht zu spät“, sagte er. „Hier muss langfristig aufgebaut werden“.

Auf der Rollbahn neben den Bundeswehrzelten herrscht Höllenlärm: Aus dem Bauch einer Hercules-Transportmaschine der neuseeländischen Luftwaffe rollten Autos mit dem Logo des Welternährungsprogramms WFP, indonesische Militärs entladen bei laufenden Flugmotoren Paletten mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern.

Ein Stück weiter dröhnen die Rotoren von sieben Hubschraubern: Ohne Unterbrechung landen und starten Maschinen, um Reis, Trinkwasser, Medikamente und Mitarbeiter von internationalen Hilfsorganisationen wie der französischen „Médecins du Monde“ oder der südafrikanischen Medizinergruppe „Global Relief“ aufzunehmen. Verletzte, die in den abgeschnittenen Regionen gefunden wurden, werden auf Tragen in die Lazarettzelte am Flughafen geschafft.

Nach Angaben des indonesischen Oberst Pandjaitan, der für die Koordination der Helikopter-Transporte verantwortlich ist, waren bis gestern zwölf Helikopter aus den USA im Einsatz. Singapur hat vier Drehflügler geschickt, Malaysia einen. Die indonesische Armee selbst, die durch die zerstörerischen Flutwellen rund 5.000 Soldaten verloren haben soll, stellte nur drei ihrer Helikopter zur Verfügung.

Die internationale Hilfe für Aceh sei, so sagte der UNO-Koordinator für die internationale Hilfe, Michael Elmquist, gestern vor Journalisten, schneller angelaufen und im Umfang größer als bei anderen Katastrophen. Inzwischen bemühen sich acht UNO-Organisationen, das Rote Kreuz, und über 21 Nichtregierungsorganisationen darum, ihre Aktivitäten mit den indonesischen Stellen zu koordinieren. Die Not ist groß: Die Provinz werde wohl nicht vor einem Jahr aus der akuten Notstandsphase herauskommen, sagte er voraus. Der UNO-Mann appellierte an Spender in aller Welt, sich an die großen und erfahrenen Hilfsorganisationen zu wenden und nicht auf eigene Faust Medikamente oder Kleider zu schicken: Vieles komme nicht richtig an oder sei nicht das, was vor Ort wirklich gebraucht werde, so Elmquist. In der Stadt Banda Aceh seien mittlerweile genug Mediziner aus dem Ausland und anderen Teilen Indonesiens eingetroffen. Nun müssten auch andere Teile von Aceh versorgt werden. JUTTA LIETSCH