Bundesregierung will Landwirten helfen: Bürgschaften für Milchbauern
Agrarministerin Ilse Aigner verspricht, den Bauern zu helfen. Wie, daran arbeitet sie noch.
BERLIN taz CSU-Agrarministerin Ilse Aigner hat alle Verbraucher aufgefordert, mehr Milch zu trinken. Das war schon vor Kurzem, denn viele Bauern fürchten um ihre Existenz, sie verdienen zu wenig. Der Appell half aber nichts.
Seit Dienstag zieht Ilse Aigner nun in Erwägung, dass Bauern, die von der Pleite bedroht sind, Bürgschaften von der Bundesregierung erhalten. Konkrete Pläne müssten allerdings noch ausgearbeitet werden. Die Bundesregierung unternehme aber "alles, was wir in diesem Bereich von staatlicher Seite aus machen können".
Das Versprechen gab Aigner beim "Runden Tisch der Lebensmittelwirtschaft", zu dem sie die Vertreter von 20 Verbänden aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Vermarktung und Handel für zweieinhalb Stunden geladen hatte. Über eine "Bestandaufnahme" seien sie in der knappen Zeit aber nicht hinausgekommen, kritisierten Teilnehmer danach.
Die Probleme sind allerdings längst klar: 1955 gab es allein in Westdeutschland 1,4 Millionen Milchbauern, 1985 waren es dort knapp 400.000. Heute sind es in ganz Deutschland nur noch 100.000. Peter Schuchmann ist einer von ihnen. Er hat in Sachsen-Anhalt einen Hof mit 140 Kühen - noch. Er sagt: "Derzeit lege ich jeden Monat 10.000 Euro drauf" - um Löhne, Reparaturen und Betriebsmittel zu zahlen. Zehn Betriebe mit bis zu 200 Kühen hätten in den letzten Wochen in seiner Umgebung aufgegeben. Bis vor kurzem galten solche Betriebe noch als überlebensfähig. "Heute muss man schon 1.000 Kühe haben", sagt Schuchmann. Der Wandel auf dem Dorf habe sich "enorm beschleunigt". Dagegen helfe nur eins: Die Menge müsse verknappt werden. Dazu sagte Aigner aber nichts.
Der Liter Milch ist im Discounter derzeit für 49 Cent zu haben. Da bleibt für die Bauern nicht viel hängen. Für die Verbraucher ist die Angelegenheit vertrakt, meinte Gerd Billen. Der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen war zum Runden Tisch geladen. Kunden profitierten von günstigen Preisen, meinte er. Es könne ihnen aber auch nicht egal sein, dass Bauern gezwungen würden, aufzugeben. Die Verbraucherschützer fordern daher zum Beispiel eine bessere Herkunftskennzeichnung für Milch. Die Agrarministerin habe lediglich an den Handel appelliert, den Vorschlag aufzunehmen, sagte Billen. Für ihn ist klar: "Das Treffen wird keine Ergebnisse in den nächsten Wochen zeigen." Da müsse "noch Butter bei die Fische". HG
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