■ Bundesliga: Finale nach Maß
Düsseldorf (dpa) – „Kaiserslautern kann jetzt nur noch zusehen. Wir werden aus eigener Kraft deutscher Meister“, sagte Franz Beckenbauer nach dem 1:1 seiner Münchner Bayern beim Karlsruher SC. Allerdings: Nur zwei Siege, am Dienstag im Wiederholungsspiel gegen Nürnberg und am Samstag gegen Schalke, führen den Rekordmeister sicher zum 13. Titelgewinn. Im Kampf um die drei noch freien Plätze im UEFA-Cup haben sieben Klubs – wenn auch teilweise nur hauchdünne – Chancen. Dank des knappen 1:0 über Leipzig besitzt Freiburg im Abstiegskampf trotz des Nürnberger 4:1 über Wattenscheid noch einen Hoffnungsfunken. Dynamo Dresden dagegen ist, obwohl am Ende vier Punkte abgezogen werden, endgültig gerettet.
„Dieses Tabellenbild rahme ich mir ein und hänge mir's übers Bett“, flachste Kaiserslauterns Trainer Friedel Rausch. Bayerns Lothar Matthäus, in der Halbzeit wegen Muskelproblemen ausgewechselt, meinte zwar: „Wir haben zwei Heimspiele, die wir normalerweise gewinnen“, aber die Angst vor dem erneuten Stolperer auf den letzten Stufen zum Meisterpodest ist spürbar.
In der Bewertung der Ausgangslage sind sich die Experten nicht einig. „Die Bayern gewinnen beide Spiele und sind Meister“, prophezeite KSC-Trainer Winfried Schäfer. „Es ist unheimlich schwer für die Bayern, erfolgreich nachzuziehen. Gerade die schon vorab als gewonnen betrachteten Spiele sind die gefährlichsten. Da ist immer ein Knalleffekt drin“, warnte Leverkusens Coach Dragoslav Stepanovic die Münchner.
Beckenbauer zollte nach der ruppigen Partie im Wildparkstadion WM-Schiedsrichter Hellmut Krug Lob („Das war schwierig zu pfeifen. Er brauchte viel Fingerspitzengefühl“) und konnte sich in Richtung Berti Vogts die Bemerkung nicht verkneifen: „Matthäus hatte schon Muskelprobleme in Arabien. Jetzt hat er eine Zerrung. Das ist die Ungerechtigkeit, von der ich rede.“
Im Rennen um die UEFA-Cup- Plätze besitzen der KSC (spielt noch in Wattenscheid), Bayer Leverkusen (in Leipzig) und Borussia Dortmund (gegen Nürnberg) die besten Positionen. Winzige Chancen haben noch Frankfurt (in Köln) und Duisburg (gegen Freiburg). Rein theoretischer Art sind sie für Mönchengladbach (in Bremen) und Stuttgart (gegen Dresden). VfB-Trainer Jürgen Röber zeigte sich realistisch: „Für uns ist das Thema für diese Saison abgehakt. Da müßten ja schon alle Klubs vor uns einbrechen.“
Schlicht als „furchtbar“ bezeichnete Freiburgs Trainer Volker Finke die Nervenanspannung beim späten 1:0 der Breisgauer durch Cardoso im zum 17. Mal ausverkauften Dreisam-Stadion gegen Absteiger Leipzig. Ein Sieg in Duisburg vorausgesetzt, stehen die Chancen für den Klassenverbleib gar nicht so schlecht, denn die um zwei Punkte besser und um ein Tor schlechter postierten Nürnberger müssen in München und Dortmund antreten. Sowohl die Bayern als auch der BVB benötigen für das Erreichen ihrer Ziele unbedingt einen Sieg. Die befürchtete Möglichkeit der Manipulation im Münchner Nachholspiel ist bei dieser Konstellation nicht mehr gegeben. Freiburgs Torwart Jörg Schmadtke wähnt die „Nichtabstiegschance“ hoffnungsfroh „bei 60 Prozent“. Sein Coach Finke spannt sich selbst auf die Folter: „Was ich am Dienstag mache? Da ist zweimal Training. Dann werde ich so zwischen neun und zehn den Videotext anmachen.“
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