Bundesliga-Spiel Stuttgart vs Frankfurt: Die Suche nach dem Warum
Der VfB verliert zu Hause trotz gutem Spiel knapp mit 2:3 – gegen eine echt starke Eintracht. Es will gerade einfach nicht klappen in der Bundesliga.
An dem sein Team aus einem 0:3-Rückstand gegen Eintracht Frankfurt in letzter Sekunde noch ein 3:3-Unentschieden gemacht und das Stadion in eine einzige jubelnde und schreiende Masse verwandelt hatte. Nur, dass Schütze Chris Führich eben tatsächlich ein paar Zentimeter im Abseits gestanden hatte. Also: Überprüfung und Annullierung durch den VAR. Gerechtigkeit, sagen dessen Befürworter. Was dessen Gegner am Sonntag sagten, ist nicht zitierfähig.
Nach der ersten Wut gab es viel Mitleid und Sympathie für die Stuttgarter Mannschaft. Die war schließlich im ersten Durchgang drückend überlegen gewesen, vergab aber Chance um Chance, Elfmeter eingeschlossen. Und lag so schon nach 45 Minuten zurück: Nach einer Ecke von Omar Marmoush köpfte Hugo Ekitiké den Ball zur Frankfurter Pausenführung in die Maschen, eine perfekte Co-Produktion des Frankfurter Erfolgsduos, das zusammen schon 16 Saisontreffer verantwortet.
Nach dem Wiederanpfiff traf Nathaniel Brown zum 2:0, ehe Marmoush mit einem tollen Freistoß aus 20 Metern das 0:3 besorgte. Es war die exakte Doublette seines Europa-League-Siegtreffers am Donnerstag gegen Slavia Prag, was selbst seinen Trainer Dino Toppmöller in Staunen versetzte. „Ehrlich gesagt dachte ich, der ist ein bisschen zu weit weg und der Torwart steht zu gut.“ Stand er auch. Unhaltbar war der Schuss trotzdem.
Aufholjagd in den letzten Minuten
Nun sorgt ein 0:3-Rückstand andernorts dafür, dass die Heimmannschaft aufsteckt. Anders der VfB, der in seiner Rage Latte, Torwart und Frankfurt-Verteidiger anschoss, ehe er dann doch das Schlüssel-Schloss-Prinzip entdeckte. Joshua Vagnoman und Nick Woltemade verkürzten kurz vor Abpfiff auf 2:3. Und als dann in der Nachspielzeit tatsächlich noch das vermeintliche 3:3 fiel, brachen endgültig alle Dämme. Der Rest war VAR. Und die rituelle Suche nach dem „Warum“, die an diesem Abend nicht leichtfiel.
Was wollte man dem VfB auch vorwerfen außer der am Sonntag oft zu hörenden Selbstanklage, dass man zu schlampig mit den eigenen Chancen umgegangen sei? Es stimmte ja, wenn Ermedin Demirovic reuig feststellte, dass er, „wenn es gut läuft, einen Hattrick“ gemacht hätte. Lief aber nicht gut. Wobei: Selbst sein verschossener Elfmeter, der für den Fortgang des Spiels nicht ganz irrelevant war, war eher gut gehalten als indiskutabel schlecht geschossen – dass Demirovic eben das behauptete, ehrt ihn.
Überhaupt war Frankfurts Keeper Kevin Trapp an diesem Abend gut aufgelegt, legte wie sein ganzes Team eine Cleverness und Effizienz an den Tag, die den dritten Tabellenplatz nicht unbedingt als belanglose „Momentaufnahme“ (Sportvorstand Markus Krösche) erscheinen lässt. Hoeneß blieb dann auch nur festzustellen, dass man „für so ein Topspiel nicht die nötige Effizienz gezeigt“ habe.
„Ich habe aber eine Mannschaft gesehen, die gefightet hat ohne Ende und sich Chancen um Chancen erspielt hat.“ Er hatte zudem eine Mannschaft gesehen, die spielerisch lange überlegen war und physisch trotz der Dreifachbelastung aus diversen Wettbewerben über 97 Minuten voll auf der Höhe war – Letzteres galt übrigens auch für Gegner Frankfurt.
Es fehlen Punkte in der Liga
Ein Problem haben sie aber in Stuttgart. Nicht im DFB-Pokal, nicht in der Champions League, wo es ordentlich läuft. Doch die mittelschwere Ergebniskrise in der Liga ist nicht mehr wegzudiskutieren. Vergangene Saison war man bekanntlich Zweiter, da fällt – Fluch der guten Tat – Rang elf heuer schon negativ auf. Intern dürfte der Blick auf die Tabelle sowieso wehtun. Schließlich ist der VfB nach der vergangenen Saison in der Selbstwahrnehmung wieder überraschend schnell zum Top-Team avanciert.
Druck von außen braucht es in Stuttgart derzeit aber nicht. Den macht sich Hoeneß schon selbst: „Wir haben zu wenig Punkte. Ganz klar ist auch, dass wir gegen Bochum in der Pflicht sind.“
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