Bundesliga-Fankultur (II): Gefeiert wird trotzdem

Gegen Hoffenheim verliert der FC St. Pauli sein erstes Bundesliga-Heimspiel seit 2002. Die Zuschauer wissen aber, was sich gehört.

Grund zum Jubeln: Hoffenheimer Mannschaft auf Hamburger Rasen. Bild: dpa

Fast achteinhalb Jahre hatten die Fans des FC St. Pauli warten müssen, bis es im heimischen Millerntor-Stadion wieder Bundesliga-Fußball zu sehen gab. Zur Premiere der neuen Haupttribüne hatten 24.500 Zuschauer gestern zwar Spaß am Spiel - nicht so sehr aber am Ergebnis: Ein Eckball-Tor kurz vor Schluss entschied das insgesamt ausgeglichene Spiel doch noch für den Liga-Spitzenreiter TSG Hoffenheim.

Pauli-Trainer Holger Stanislawski bemängelte später, dass sein Team zwar Chancen herausgespielt, aber "nicht konsequent genutzt" habe. Tatsächlich sah es zunächst nach einem Traumstart aus: In der 6. Minute köpfte Boll einen Hennings-Freistoß an die Hoffenheimer Latte. Kurz darauf lief Naki nach einem schnell ausgeführten Freistoß alleine auf das Tor der Gäste zu, scheiterte jedoch am herausstürmenden Keeper Tom Starke. Drei Minuten nach Wiederanpfiff setzte sich Hennings im gegnerischen Strafraum durch, verfehlte das Tor aber um Zentimeter.

Erst nach einer Stunde kamen auch die Hoffenheimer besser ins Spiel und zu guten Gelegenheiten. Nach einer verunglückten Kopfball-Abwehr vom Hamburger Torhüter Hain zielte Ibisevic nur knapp über das leere St. Pauli-Tor (52.), 20 Minuten später wurde einem Treffer von Vukcevic wegen Abseits zurecht die Anerkennung versagt.

Als beide Seiten sich schon mit einem Remis abgefunden hatten, sprang Hoffenheims bulliger Innenverteidiger Vorsah mit gestrecktem Bein voran in einen Eckball und sorgte in der 87. Minute doch noch für einen Treffer. Die Gastgeber hatten durchaus noch die Chance zum Ausgleich: Kruse jedoch zielte freistehend aus kurzer Distanz knapp am langen Pfosten vorbei.

Obwohl nur ein 0:1 herausgeholt worden war, zeigten sich Trainer und Spieler angetan von ihrer Bundesliga-Heimpremiere. "Gezeigt, dass wir mit einem spielstarken Gegner mithalten können" und "Duell auf Augenhöhe": Das waren die beliebtesten Versatzstücke in den nachfolgenden Interviews. Auch die Zuschauer auf den Business-Seats - in manchen Augen vereinsunerfahrene "Modefans" - befolgten brav die Grundsätze eines als Ersteinweisung verteilten Fan-Knigges: Sie applaudierten trotz Niederlage. Das auf der Südtribüne angestimmte Zecken-Lied - "Wir sind Zecken, asoziale Zecken, schlafen unter Brücken oder in der Bahnhofsmission" - mochten von den Stadionneulingen dann aber doch nur wenige mitgrölen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.