Bürgermeisterwahl in Istanbul: Erdrutschsieg für İmamoğlu in Istanbul
Bei der Wiederholung der Bürgermeisterwahl in Istanbul gewinnt der CHP-Kandidat Ekrem İmamoğlu mit deutlichem Vorsprung vor Binali Yıldırım.
Die Wahlwiederholung in Istanbul hat zu einem Erdrutschsieg für den Oppositionskandidaten Ekrem İmamoğlu geführt. Nach knapp 90 Prozent ausgezählter Stimmen liegt er 8 bis 10 Prozent vor dem AKP-Kandidaten Binali Yıldırım. Bis zwei Stunden nach Schluss der Wahllokale kam von der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı keine einzige Zahl. Allerdings meldeten verschiedene Zeitungen und Twitter-Kommentare bereits einen großen Vorsprung für İmamoğlu.
Dann um 19 Uhr trat Binali Yıldırım vor die Presse und gestand seine Niederlage ein. Erst danach veröffentlichte die staatliche Agentur die für die Regierung niederschmetternden Ergebnisse. Bis auf ganz wenige AKP-Hochburgen lag İmamoğlu überall vorn, selbst in Bezirken, die normalerweise an die AKP gingen, liegt İmamoğlu vorn. In absoluten Zahlen führte İmamoğlu kurz vor Abschluss der Zählungen unaufholbar mit über 700.000 Stimmen.
Nach Yıldırıms Statement äußerte sich um 19.35 Uhr İmamoğlu im CHP-Wahlkoordinationszentrum öffentlich: „Das bedeutet einen Neuanfang für Istanbul“, sagte er. „In Istanbul wird es nun Gerechtigkeit, Gleichheit, Liebe und Toleranz geben. Die Verschwendung, der Hochmut und die Marginalisierung werden ein Ende haben. Ich danke den Istanbuler*innen. Ihr habt die Demokratie vor der Weltöffentlichkeit verteidigt. Ihr seid für unsere mehr als hundertjährige Demokratie eingetreten. Danke, Istanbul.“
Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der ebenfalls in Istanbul gewählt hat, hielt sich bedeckt. Es ist vor allem für ihn eine vernichtende Niederlage.
UPDATE/AFP: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat dem Oppositionskandidaten Ekrem Imamoglu zu seinem Sieg bei der Bürgermeisterwahl in Istanbul gratuliert. „Der Wille des Volkes hat sich heute erneut gezeigt“, schrieb Erdogan am Sonntagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Ich gratuliere Ekrem Imamoglu, der laut den inoffiziellen Ergebnissen die Wahl gewonnen hat.“
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!