■ Bürgermeister in Kreuzberg: Warum kein Immigrant?
Daß die Diskussion um die Wahl des Kreuzberger Bezirksbürgermeisters sich nunmehr zum Stellungskrieg auszuweiten scheint, verheißt nichts Gutes. Die SPD weigert sich beharrlich, der grünen Kandidatin und bisherigen Baustadträtin Erika Romberg zur Amtskette zu verhelfen. Und die Grünen stehen den Genossen in puncto Sturheit in nichts nach. Stünde am Ende des Gerangels eine große Koalition – die Bündnisgrünen hätten daran keinen unerheblichen Anteil. Immerhin hatte die SPD, indem sich ihr Frontmann und Romberg-Widersacher Peter Strieder zurückzog, den Weg für ein rot-grünes Bündnis freigemacht. Es dem oft selbstherrlichen SPD-Fürsten gleichzutun, daran denkt Erika Romberg freilich ebensowenig wie ihre Kreuzberger Parteifreunde.
Nun wird – trotz eklatanter Fehler wie bei der Weiterfinanzierung des Vereins SO 36 – keiner von den Kreuzberger Grünen verlangen können, eine Diskussion um die Qualifikation ihrer Spitzenkandidatin zu führen. Ein Blick vom Tellerrand der Tempodrom- Hochfläche über die ehemalige Sektorengrenze hinweg sei den Bezirks-Ökos freilich gegönnt. Dort nämlich werden ihre bündnisgrünen Parteifreunde nicht müde zu betonen, daß sie einen PDS-Kandidaten nur wählen könnten, wenn er unbelastet sei und von beiden Seiten getragen werden könne. Der Kreuzberger Stellungskrieg ist um so unverständlicher, als gerade fünf Jahre nach der deutschen Einheit nunmehr die Gelegenheit bestünde, jemanden zum Bürgermeister zu wählen, dem das grüne Parteienkalkül weniger, die Interessen der Kreuzberger aber um so mehr am Herzen liegen. Warum sind die Grünen nicht in der Lage, gerade in Kreuzberg einen überparteilichen Kandidaten zu finden? Zum Beispiel eine Immigrantin oder einen Immigranten mit deutschem Paß. Uwe Rada
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