Bürgermeister Ole von Beust feuert Innensenator Ronald Schill: Pressestimmen : „Hier hat politische und menschliche Moral ihren Tiefpunkt erreicht“
Sächsische Zeitung: „Die meisten dürften erleichtert sein: Endlich ist er weg. Es war ein ganz besonders abscheuliches Schmierenstück, das Ronald Barnabas Schill, der selbst ernannte gnadenlose Hüter von Recht und Ordnung, gestern aufgeführt hat. Der Auftritt ist Ausfluss eines Tiefst-Niveaus, das man so bisher in der deutschen Politik nicht für möglich gehalten hat.“
Bild-Zeitung: „Saubere Politik erreicht man nicht mit erpresserisch anmutenden Vorwürfen. Schill wurde zu Recht gefeuert. Schill sagte, dass er jetzt vermutlich der Politik den Rücken kehren werde. Er sollte sich beim Wort nehmen.“
Westfälische Rundschau: „Plötzlich sind sich alle einig: Ronald Barnabas Schill, heißt es sogar aus den Reihen seiner bisherigen Koalitionspartner, sei ein Schmierfink und Amokläufer, ein mafiöser Erpresser, weder charakterlich noch politisch für ein Regierungsamt geeignet. Das ist sicherlich zutreffend. Doch es ist, das müssen sich die Kritiker von gestern vorhalten lassen, ja alles andere als neu. Haben sie etwa nicht gewusst, dass Schill von jeher für hohe öffentliche Ämter ungeeignet war?“
Die Welt: „Ole von Beust, der moralische Sieger, hat ein beachtliches Maß an Sympathien dazugewonnen, und zwar weit über die CDU-Klientel hinaus. Ronald Barnabas Schill, der einstige Senkrechtstarter, ist endgültig abgestürzt.“
Hessische/Niedersächsische Allgemeine: „Endlich ist damit der ehemalige Richter gnadenlos über sich selbst gestolpert. Und hat mit seinem schrillen Abgang einmal mehr gezeigt, wo sich die politische Kultur in der Hansestadt befindet: am absoluten Tiefpunkt. (...) In Unschuld darf der beliebte Bürgermeister seine Hände dennoch nicht waschen. Mit seiner sexuellen Orientierung hat das gar nichts zu tun. Wohl aber damit, dass er sich aus reiner Machtgier in eine Koalition hat treiben lassen, bei der von vornherein klar war, dass sie immer wieder zu neuen Skandalen führen würde.“
Der Tagesspiegel: „Der sauberste Weg wären jetzt Neuwahlen. Die Hamburger Koalition ist nicht stabil und kann es auch nicht mehr werden. Schill war seine eigene Partei, sonst gibt es da nicht viel. Es ist zudem, einmal mehr, der Beweis erbracht worden, dass Ressentimentisten wie Schill längstens eine Saison lang zu glänzen vermögen. Denn politisch verantwortlich arbeiten können oder wollen sie nicht.“
Neues Deutschland: „Schill ist kein Politiker, Schill ist ein Rabauke. Aufatmen werden nicht nur die Opfer seiner rigorosen (gnadenlosen) Rechtssicht auf die politischen Dinge, sondern auch jene, die ihn einfach als rufschädigend für Hamburg empfanden. Kurioserweise dürfte der Regierende Hamburger Bürgermeister nun Anerkennung ernten für eine Konsequenz, zu der er doch zuvor nicht fähig war.“
Kieler Nachrichten: „Des Nachdenkens wert ist jedoch die aktuelle Erkenntnis des Regierungschefs, dass Ronald Schill charakterlich nicht geeignet ist, das Amt eines Senators weiterzuführen. Bei allem Respekt: Diese Erkenntnis kommt reichlich spät. Schließlich hat Schill über Jahre Kostproben seines skurrilen Charakters geboten.“
Kölner Stadt-Anzeiger: „Die engstirnige bis reaktionäre Rechtsauffassung, die nun auch den politischen Erpressungsversuch Schills gespeist hat, zeichnet ihn nicht erst seit gestern aus. Eine ganz andere Frage stellt sich freilich, wenn ein Regierungschef seinen Lebenspartner – gleich welchen Geschlechts und Zivilstandes – mit an den Kabinettstisch bringt. Ob Interessenkollisionen zu befürchten sind, kann man schließlich nur entscheiden, wenn die Interessen auch sichtbar und nachvollziehbar sind. Von Beust sollte für Transparenz – und am besten für Neuwahlen – sorgen.“
Nürnberger Nachrichten: „Dass Schill ein wichtiges, zentrales Thema (und nur dieses eine Thema) in den Blickpunkt rückte, nämlich die gefährdete innere Sicherheit in Hamburg – das wäre dann ein Verdienst, wenn er es stets auf seriöse Art getan hätte. Stattdessen nutzte und schürte (so bei seinem unsäglichen Ausflug in den Bundestag vor einem Jahr) er Ängste der Bürger.“
Basler Zeitung: „Selbst wenn seine Darstellung zuträfe und nicht jene des Regierungschefs, müsste er sich fragen lassen, warum er denn zu der vermeintlichen Vetternwirtschaft so lange schwieg und seine Anwürfe erst jetzt formuliert, als sie ihm nützen sollen. Hier hat politische und menschliche Moral ihren Tiefpunkt erreicht. Der 44-Jährige hat angekündigt, der Politik den Rücken zu kehren. Wenigstens dies.“
Freie Presse Chemnitz: „Bleibt die Frage, warum sich der Rechtspopulist Schill trotz seiner zahlreichen politischen Eskapaden überhaupt so lange behaupten konnte? Die harte Auseinandersetzung mit derartigen ‚Saubermännern‘ ist eben die eine, der Machterhalt in einer Koalition eine ganz andere Sache.“