Wirtschaftsprogramm: Bürger beobachten die Bank
■ Protest anläßlich der Jahreshauptversammlung der "Deutschen" in Berlin
Die Bewegung macht mobil. Anläßlich ihrer Jahreshauptversammlung bittet die Deutsche Bank zum 14. Mai alle Aktionäre nach Berlin ins Internationale Congreßzentrum ICC. Das mit Abstand größte Kreditinstitut der Republik ( seine Bilanzsumme liegt mit 237,2 Milliarden DM etwa in der Größenordnung des Bundeshaushaltes) hatte jüngst ihren strahlenden Rekordgewinn der Öffentlichkeit vorgestellt. Während sich aber die Vorstandsetage des Hauses darüber noch die Hände reibt, sieht man sich zunehmend einer kritischen Öffentlichkeit gegenüber. Die Kreditvergabepolitik gegenüber der Dritten Welt sowie die Umstrukturierung der Entwicklungsländer, bei der man mit Währungsfonds und Weltbank zusammenarbeitet, schreien nach Protest. Der „Arbeitskreis Kritische Aktionäre der Deutschen Bank“ - beim Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen ( BUKO, Hamburg 20, Nernstweg 32–34) will diesen Protest in die Hauptversammlung tragen. Gewappnet mit eigenen Aktien, die den Zugang zu dem Spektakel sichern, will der Arbeitskreis in der Höhle des Kapitals Reden halten über die Verantwortung für die Verschuldung in der Dritten Welt sowie das Südafrika–Geschäft. Ludger Volmer, Bundestagsabgeordneter der Grünen, will ebenfalls sprechen. Der Arbeitskreis hat sich auch mit einem Aufruf an die Kleinaktionäre, die mit ihren Positionen sympathisieren, gewandt, ihm doch das Stimmrecht für die Anteilsscheine zu übertragen, ähnlich wie dies die Banken im Rahmen des Depotstimmrechtes ausüben. Am 13. Mai will sich der Arbeitskreis auf einer Pressekonferenz vorstellen. Am Tag der Hauptversammlung soll zudem eine Demonstration gegen die Politik der Deutschen Bank von der Kraftwerksunion in Moabit (KWU, die mit dem Hause eng verflochten ist) zum Kongreßzentrum führen. Die Vorbereitung auf den großen Tag und die Demonstration sollen gleichzeitig Auftakt sein für die Beschäftigung mit dem Thema Jahreskonferenz von Währungsfonds und Weltbank Herbst 1988 in Berlin. Wer mit der Deutschen Bank diskutieren will, muß gewappnet sein. Gerade neu erschienen: - Hermannus Pfeiffer: Das Imperium der Deutschen Bank, Campus–Verlag 1987 - Siegfried Pater (Hrsg.): Geld für die Welt - Bundesdeutsche Banken und Dritte Welt, (Lamuv–Verlag) - Rezensionen demnächst in der taz. Die „Kritischen Aktionäre gegen Apartheid–Geschäftspolitik der Dresdener Bank“ haben jetzt angekündigt, am 21. Mai in Frankfurt auf der Hauptversammlung Nr. 2 im bundesdeutschen Bankengewerbe deren Südafrika–Geschäfte zur Sprache zu bringen. Sie werden auch den Antrag stellen, den Vorstand des Hauses nicht zu entlasten. U.a. werden sprechen: Esther Bejerano, Vorsitzende des Auschwitz–Komitees, Manfred Benaro, Mitglied des DGB–Landesvorstandes in Hessen. Der Arbeitskreis hat jetzt auch den „Alternativen Geschäftsbericht“ der „Dresdener“ veröffentlicht. ulk
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