: Bücher für „Train Spotter“
■ Geschichte von Zügen und Bahnhöfen in Großbritannien
Es gibt schon merkwürdige Hobbys: Da sitzen äußerlich völlig normale Menschen am Ende eines Bahnsteigs oder auf freier Strecke an den Gleisen und kreuzen in einem dicken Heft die Nummern der Lokomotiven an, die vorbeikommen. „Train Spotters“ heißen diese Leute. Die Hefte, die man an den meisten Bahnhöfen kaufen kann, enthalten die Nummern und Heimatbahnhöfe der rund 3.500 Lokomotiven in Großbritannien.
Für TouristInnen interessanter sind jedoch die Bücher von Famedram in Gartocharn. Der kleine schottische Verlag hat sich auf aktuelle Eisenbahnbücher sowie den Nachdruck historischer Bahnführer spezialisiert. Bisher sind acht Bücher und Hefte in der Serie erschienen. „The Story of the West Highland“ stammt aus dem Jahr 1940 und erzählt die Geschichte der bedrohten Linie. „The Rannoch Line“ ist dagegen eine bearbeitete Neuausgabe des Originalführers der Strecke Crianlarich nach Fort William von 1894, dem Eröffnungsjahr.
Sieben Jahre später nahm die Mallaig-Bahn ihren Betrieb auf. Das damalige Informationsheft für Touristen ist unter dem Titel „The Mallaig Railway“ mit (schlechten) Fotos aus der heutigen Zeit erschienen. Bei der Lektüre der Nachdrucke darf man nicht vergessen, daß viele der darin erwähnten Umsteigemöglichkeiten heute nicht mehr existieren.
Die aktuellen Hefte über die Mallaig-Bahn, die Kyle-Bahn von Kyle nach Dingwall und die Oban- Bahn von Oban nach Helensburgh kann man getrennt kaufen, sie sind aber auch als gebundenes Buch unter dem Titel „Scotland's Threatened Lines“ erhältlich – ein Hinweis darauf, daß die meisten schottischen Linien von Stillegungen bedroht sind. Schade wäre das auch um die alten Bahnhöfe, die dann wohl unter den Hammer kommen würden. „Scotland's Stations – A Travellers' Guide“ ist ein Lexikon, in dem Geschichte, Bahnhofsservice und Anekdoten von 105 schottischen Bahnhöfen aufgelistet sind.
Auf deutsch ist bei der Rutsker Edition im Hayit Verlag „Großbritannien mit dem Zug“ erschienen. Obwohl das Buch erstmals 1989 herauskam, ist es noch immer brauchbar. Der allgemeine Teil enthält eine Geschichte der britischen Eisenbahn sowie Informationen über Fahrpläne und allgemeine Reisetips. Der Hauptteil ist in übersichtliche Kapitel aufgeteilt, mit Informationen für Eisenbahnfans und Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten und historische Ereignisse entlang der Strecken. Zwar sind die Informationen nicht immer korrekt, doch insgesamt hat sich das Buch als sehr hilfreich erwiesen.
Schwer zu ertragen sind allerdings manchmal die Passagen, die offenbar zur Auflockerung gedacht sind. Ein Beispiel: „Zielgerichtet schreiten die Wanderer voran, farbenfrohe Rucksäcke auf dem Rücken.“ Papier ist geduldig. Ralf Sotscheck
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