■ Buchtip: Gehen mit Gott
„Studienreisen, Wallfahrten, Freizeiten und Erholungsurlaube gehören mittlerweile zum Standard fast jeder konfessionellen Einrichtung.“ Die Kirche betätigt sich – mit Erfolg – als Reisebüro. So jedenfalls sieht es Lothar Simmank, Autor eines kleinen Büchleins mit Geschichten über Christen als Touristen, wie der Untertitel erläutert. „Nicht wenige Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter jetten als Reiseleiter und Touristenseelsorger durch aller Herren Länder. Andere tun ihren Dienst auf Kreuzschiffen oder streifen mit Konfirmanden durch skandinavische Wälder.“ Grund genug für Simmank, die Gepflogenheiten dieser speziellen Sorte von Touristen satirisch aufs Korn zu nehmen. Das Buch ist in einem kirchlichen Verlag erschienen, beißenden Spott sollte man folglich nicht erwarten. Zum Schmunzeln aber gar nicht schlecht. Auch Christen sind Menschen.
Lothar Simmank: „...den schickt er in die weite Welt. Reisebüro Kirche respektlos betrachtet“. Claudius Verlag 1994, 141 S., 12,80 DM
Man kann auch nach Lourdes, Santiago de Compostela oder Altötting pilgern, aber das „Heilige Land nimmt als Erdenheimat des Erlösers eine bevorzugte Stellung unter allen Ländern der Erde ein.“ Gleich zwei Führer helfen den Pilgern dort bei der Orientierung:
Hyacinth M. Wilmes: „Im Land des Herrn. Führer für Pilger“, Dietrich-Coelde- Verlag 1982, 344 S., 29,80 DM
„Wahre“ Hilfen für christliche Reisende bietet ein anderes Werk: „Im Land des Herrn. Führer für Pilger“.
Der Franziskanermönch Wilhelm von Rubruk reiste im 13. Jahrhundert im Auftrag des französischen Königs Ludwig IX. zum Hof des mongolischen Großkhans nach Karakorum. Diplomatische und missionarische Ziele umstandslos verbindend war Wilhelm der erste Europäer, der umfassende Kunde vom sagenumwobenen Asien brachte. Von den Mongolen, die im 12. Jahrhundert unter Tschingis Khan bis an die Grenzen Europas vorgedrungen waren, hieß es, sie strebten dem christlichen Glauben zu. Wilhelms offizieller Auftrag war, sie im rechten Glauben zu unterweisen. Was Wilhelm von Rubruks Bericht lesenswert macht, sind nicht seine historischen Erfolge. Es ist die Abenteuerlichkeit dieser Reise. Martin Hager
Wilhelm von Rubruk: „Reisen zum Großkhan der Mongolen. Von Konstantinopel nach Karakorum 1253 bis 1255“, Edition Erdmann in K. Thienemanns Verlag 1984, 240 S., 42 DM
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