■ Buch: Mit der Töhle unterwegs
Einsam und verlassen staubt das Buch vor sich hin. Seit über zwei Monaten steht es auf dem brusthohen Karteikartenschränkchen der Friedrich-Raumer-Bücherei in Kreuzberg. Kein LeserInnenherz erbarmt sich. Nur der Rezensent hat ein Einsehen und leiht es aus.
KreuzbergerInnen haben ein gespaltenes Verhältnis zu den vierbeinigen Lieblingen der Gattung canis. Kackbraune, oft noch dampfende „Tretminen“ auf Straßen, Parkwiesen, Spielplätzen und nervtötendes Gekläffe zu nachtschlafender Zeit trüben die Beziehung aufs nachhaltigste. So gilt der erste Blick ins Buch Reisen mit dem Hund von Gunther Treß aus dem Conrad Stein Verlag, Kiel 1992 der Suche nach einem Rezept für Hundegoulasch. Aber ein Hinweis auf die in einigen Ländern Asiens gebräuchliche Zuführung der Vierbeiner in den Kochtopf fehlt. Gunter Treß reist mit seinem Hund nur durch Europa.
Der Hundefreund und die Hundefreundin finden statt des- sen im Buch detaillierte Infor- mationen über Einreisebestim- mungen (Briten, Iren, Skandinavier, Malteken und Zyprioten mögen keine Touristenhunde) und Impfvorschriften, über Futter und Ausrüstung, über hündische Reisezeiten sowie Tips zur Hunde-Akzeptanz in Unterkünften, Restaurants und Transportmitteln. Damit die Verständigung klappt, stehen am Ende der Länderkapitel kleine Übersetzungshilfen. So erfährt der Zweibeiner, daß die französische Hündin beispielsweise nicht läufig, sondern „en chaleur“ ist oder daß Hundekuchen auf italienisch „biscotto per cani“ heißt. Ob die Töhlen auf russisch oder türkisch anders kläffen, das allerdings verschweigt uns der Autor. Reinhard Kuntzke
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