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Archiv-Artikel

Buch da, Geld nicht

Bremens Bewerbungsschrift stellt sich vor……doch wann die Mittel fließen, ist noch unklar

Endlos der Weg durch die Geisterstadt des Güterbahnhofs. Schritte hallen auf dem Kopfsteinpflaster. Wilde West-Klänge in der Ferne. Mit Bremen, nach Selbsteinschätzung dem Rebellen unter den Bewerbern, auf dem Weg zur Kulturhauptstadt. Nachdem am Montag in Berlin die Kogge anlegte, wird ihre kostbare Fracht in der Gleishalle auch der Bremer Öffentlichkeit vorgestellt: 2,5 Kilo Bewerbungsschrift unter dem Doppeltitel „Die eigensinnige Stadt - Die Baustelle Kulturhauptstadt“.

Für ein Baustellen-Projekt sei der Bausenator der richtige Empfänger, scherzt Jens Eckhoff, der den kranken Kultursenator Perschau vertritt. Er lobt die sichtbaren Auswirkungen der Bewerbung: Auch der kulturell unbedarfte Bremer verfolge das Projekt. Seitenhiebe gehen nach Osten an „andere deutsche Städte“, die schon mal Kulturhauptstadt waren – und davon gibt es nicht so viele: Da wurde die Kultur für eine Retortenbewerbung aufgebläht, geblieben sei nichts.

Bremen soll das nicht passieren. Deswegen weist der künstlerische Leiter Martin Heller immer wieder auf den „Work in Progress“-Charakter hin: „In den nächsten fünf Monaten entscheidet sich, wie ernst es Bremen mit der Bewerbung ist.“ Bevor in Berlin eine Entscheidung fällt, muss Bremen seine ehrgeizigen Projekte in die Tat umsetzen. Die Off-Kultur pflegen, „Brutstätten“ wie den Güterbahnhof bereitstellen. Bremen, so der künstlerische Leiter, stehe damit für einen moderneren Kulturbegriff als manche Konkurrentinnen, die sich auf Historie und offizialisierte Kultur zurückziehen.

Pastellblauer Schuber, Stadtmusikanten drauf, zwei Bände mit handlicher Spiralbindung drin: Die Agentur Jung und Pfeffer hat das Mammutprojekt griffig zwischen die Buchdeckel gepresst. Der erste, üppig bebilderte Band namens „Ist“ porträtiert das Gespann Bremen/Bremerhaven unter 53 Stichworten: „Marken“ und „Mentalitäten“, „Raumfahrt“ und „Roland“.

Europa ist für eine alte Handelsstadt kalter Kaffee, erfahren wir. Gemeinheiten wie Pisa-Loser, „Rote Uni“ und „Armenhaus der Republik“ werden vorauseilend entkräftet. Der durchgestylte zweite Band namens „Will“ berichtet von den Vorhaben für 2010. Tenor sind Experiment, Öffnung und das Bekenntnis zum Informellen. abe

Ab Samstag gibts die Bewerbungsschrift für 39 Euro in ausgewählten Buchhandlungen

Die gute Nachricht: Der so genannte Kulturhauptstadt-Fonds in Höhe von 8,5 Millionen Euro ist fester Bestandteil des Doppelhaushalts. Das verkündeten gestern der parteilose Finanzsenator Ulrich Nußbaum und Bausenator Jens Eckhoff (CDU).

Er speist sich aus Schiffsbeteiligungen und Rückflüssen der Bremer Investitions Gesellschaft (BIG). Die schlechte Nachricht: Über die Vergabe der projektgebundenen Mittel kann laut Nußbaum erst ab dem 30. September entschieden werden.

Das ist nach Einschätzung des Kulturhauptstadtbewerbungs-Intendanten „eigentlich zu spät“. Er bedauere diese Ankündigung, so Martin Heller auf Nachfrage. „Wir müssen alle – ich betone das Wir – begreifen, dass wir in diesem Prozess keinerlei Zeitverlust hinnehmen können.“ Es sei dringend nötig, „jetzt vom Planungs- in den Arbeitsmodus zu wechseln“. Er hoffe aber auf eine Beschleunigung des Verfahrens.

Am Grund für den späten Zeitpunkt ließen weder Eckhoff noch Nußbaum Zweifel: Der schon seit einem Dreivierteljahr eingeforderte so genannte Masterplan für die Kultur in Bremen sei noch nicht fertig.

Warum – dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Nußbaum, so heißt es von betroffener Seite, habe nie definiert, was denn ein Masterplan eigentlich sein solle. Dennoch hat das Kulturressort mittlerweile vorgelegt. Das Papier trägt den Titel Kulturpolitische Leitlinien. Als Verfasserin gilt Staatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU).

Als „ein intelligentes Papier“ bezeichnet Uli Fuchs vom Projektbüro Kulturhauptstadt dieses Konzept. In der Senatspresse-Erklärung wird es jedoch lediglich als „bisherige Überlegungen“ bezeichnet. Eine Arbeitsgruppe der Ressorts Finanzen, Wirtschaft und Senatskanzlei würde sie „weiter präzisieren“. Was auch mit wenig hermeneutischer Vorbildung als deftige Watschen ausgelegt werden kann.

Die Bedeutung des so genannten Masterplans: Er soll „Investitionen in Köpfe“ auch konform zur Landeshaushaltsordnung als Investitionen darstellen – denn sonst können die Mittel nicht vergeben werden. Es gehe schließlich, so Nußbaum, um „Struktur verändernde Maßnahmen: Es wird welche geben, die mehr bekommen. Für andere bedeutet das jedoch Einschnitte.“ Diese müssten legitimiert werden, so der Finanzsenator. bes