piwik no script img

Bubis' letzter Wille sollte uns Mahnung sein

betr.: „Bubis' Grab beschmiert“, taz vom 17. 8. 99

[...] In Israel wollte Bubis begraben werden, um einer Schändung seines Grabes zu entgehen, wie es bei seinem Vorgänger Heinz Galinski erst im Dezember 1998 der Fall war. Nun kam es selbst in Israel zu einem Zwischenfall, was keineswegs bedeuten darf, dass wir nun mit triumphierender Unschuldsmiene zur Tagesordnung übergehen können. Im Gegenteil, dieser letzte Wille von Bubis, nicht auf deutschem Boden die letzte Ruhestätte zu finden, sollte uns allen immer eine Mahnung sein!

Solange sich viele Deutsche voller Arroganz und Ignoranz lieber in ihre oft kleinbürgerliche Privatsphäre zurückziehen und nicht erkennen wollen, dass neonazistisches Gedankengut sich immer mehr in dieser Gesellschaft wie ein Krebsgeschwür ausbreitet, so lange ist diese Gesellschaft nicht reif, um normale Beziehungen zu jüdischen Bürgern aufzunehmen! Leider tun unsere Politiker in dieser Hinsicht auch sehr wenig, und es ist geradezu beschämend, wie einige von ihnen sogar rechte Positionen übernehmen, nur um die nächsten Wahlen zu gewinnen. Warum beispielsweise ein Kanzler Schröder es nicht für notwendig erachtet, an den Trauerfeierlichkeiten für Ignatz Bubis in Israel teilzunehmen, um in dieser Hinsicht klare Zeichen zu setzen, wird mir wohl immer unverständlich bleiben.

Thomas Henschke, Berlin

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die auf dieser Seite erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen