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■ Bruchlandung für Hoover-GratisflügeStaubsauger können nicht fliegen

Dublin (taz) – Der Werbestrategie des britischen Elektrokonzerns Hoover war zunächst Erfolg auf der ganzen Linie beschieden: Die Fließbänder in den Fabriken liefen rund um die Uhr und spuckten einen Staubsauger nach dem anderen aus. Dennoch konnte das Unternehmen kaum mit den Bestellungen des Einzelhandels mithalten. War plötzlich eine ganze Nation dem Reinlichkeitswahn verfallen? Nichts dergleichen: Hoover hatte im vergangenen August jedem Kunden, der ein Produkt der Firma für mindestens hundert Pfund erwarb, zwei Gratisflüge in die USA versprochen. Da die Staubsauger mit 119 Pfund am günstigsten waren, setzte umgehend ein Saugerrausch ein (siehe taz vom 17. Dezember), der in den fernen USA beträchtliche Unruhe auslöste – und zwar in den Chefetagen der „Maytag Corporation“. Der gehört nämlich die Firma Hoover.

Werbeexperten hatten sich schon damals gefragt, wie Hoover zu jedem Staubsauger für 119 Pfund zwei Flugtickets im Wert von über 500 Pfund dazugeben konnte. Sie kamen dem Trick jedoch nicht auf die Spur. Inzwischen ist das Rätsel gelöst: Es gab gar keinen Trick. Je schneller die Fließbänder in den Hoover-Werken liefen, desto rasanter rauschte die Firma in die roten Zahlen. Die geniale Werbestrategie hat das Unternehmen mindestens 20 Millionen Pfund gekostet, doch die Geschäftsleitung breitet den Mantel des Schweigens über die genauen Zahlen. Die Verbraucherzentrale schätzt, daß 100.000 Geräte über den Ladentisch gegangen sind – das wären 200.000 Freiflüge. Den Maytag-Chefs platzte jedenfalls vorgestern der Staubsaugerbeutel: Sie feuerten den Präsidenten von Hoover-Europa, William Foust, sowie die beiden Direktoren Brian Webb und Michael Gilbey, auf deren Mist die Gratistickets für den Hoover-Sturzflug gewachsen waren. Die drei Rechenkünstler hatten offenbar auf die abschreckende Wirkung des Kleingedruckten gesetzt. So mußten die frischen Saugerbesitzer Quittung und Flugreiseantrag innerhalb von zwei Wochen nach Erwerb des Gerätes einreichen. Hoover behielt es sich freilich vor, die sechs Wunschtermine samt Lieblingsreisezielen abzulehnen und statt dessen drei Gegenvorschläge zu machen. „Man konnte sicher sein, daß Hoovers Vorschläge nicht das Geringste mit dem eigenen Antrag gemein hatten“, sagte Anne Randle aus Bradford zur taz. „Wer also im Sommer nach Orlando wollte, war gut beraten, New York im Winter zu beantragen. Dann hatte man eine kleine Chance.“ Diese winzige Chance vereitelten die Hoover-Bosse jedoch auch noch: Sie verweigerten in vielen Fällen schlicht die Flugtickets. Und als die erboste Kundschaft ihre durch Saugerkauf erworbenen Flugrechte per Einschreiben einforderte, reagierte Hoover überhaupt nicht mehr.

Ein Sprecher der Königlichen Post hat am Wochenende erklärt, daß man „exzessiv viele Nachforschungsaufträge“ nach Einschreibbriefen erhalten habe, die an das „Hoover-Gratisflugzentrum“ in Nottingham adressiert waren. Der entnervte Maytag- Vorsitzende Leonard Hadley hat inzwischen ein Sonderteam in das süd-walisische Hoover-Hauptquartier entsandt, das sich um das Fiasko kümmern soll. Angeblich bettelt die Firma bereits bei British Airways um 20.000 Plätze auf Linienflügen zu Charterpreisen.

Der Staubsaugermarkt ist wohl auf Jahre hinaus ruiniert. In den Kleinanzeigenspalten sämtlicher Zeitungen und Magazine wimmelt es von Annoncen für „originalverpackte Hoover-Staubsauger“ zu Schleuderpreisen. Wer jetzt noch Krümel auf dem Teppich hat, ist selbst schuld. Ralf Sotscheck

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