piwik no script img

■ BronchialesBerliner Lungenärzte: Nicht zum Durchatmen!

Horst Huckauf (56) Schöneberg

Wir wissen nicht, ob die Luftverschmutzung eine Krankheit auslösen kann, anders als beim Rauchen. Nur bei Atemwegserkrankungen, die schon ausgebrochen sind, kann man eine Verschlimmerung feststellen. Konkret: Wenn einer ein Asthma bronchiale hat und meinetwegen am Wittenbergplatz steht in einer hohen Konzentration von SO2, so kann er einen Hustenanfall bekommen.

Renita Schnorr (54) Mitte

Die Luft sauberer geworden? Nee, kann ich nicht sagen. Für Allergiker ist es sehr prekär. Einem normalen Menschen macht das nichts. Natürlich hat die Zahl der Allergiker zugenommen, das liegt natürlich auch an den Medien, aber auch an der ganzen Industrie. Für die Tuberkulose haben wir eine exakte Buchführung, man sagt zwar das Asthma nimmt zu, aber es gibt keine Zahlen.

Michael Schwamborn (43) Charlottenburg

Zu mir sind zehn Prozent weniger Patienten gekommen als sonst, das liegt aber am warmen Sommer, die Pollensaison war schon im Juli zu Ende. Die Luft ist bestimmt nicht sauberer. Gerade Patienten mit nichtallergischem Asthma reagieren auf die Schadstoffe ganz stark, die sagen, wenn sie auf'm flachen Land sind, geht's ihnen gut, nach zwei Stunden Berlin haben sie schon wieder Luftprobleme.

Renate Strowig (52) Hohenschönhausen

Seitdem die Firma für Elektrokohle hier in Hohenschönhausen dichtgemacht hat, haben meine Patienten dort weniger bronchitische Symptome, das hat echt nachgelassen. Aber wenn sie aus der Lungenklinik in Sommerfeld nach Berlin zurückkommen, haben sie wieder fast die gleichen Atembeschwerden wie vorher; wenn sie dort aus dem Bus steigen, geht es ihnen gleich besser.

Lutz Versen (50) Kreuzberg

Ich denke, daß die Ozonwerte oft verspätet und nicht exakt durchgegeben werden, so daß ich die Verbindung zur Krankheit nicht herstellen kann. Nach einem solchen Supersommer wurde das Immunsystem vielleicht nicht gefordert, damit steigt die Anfälligkeit bei dem plötzlichen Wintereinbruch. Ich kann Überemfindlichen nur raten, der Dunstglocke hier zu entfliehen – auch wenn es nur für ein paar Stunden ist.

Interviews: Stephan Elsemann

Fotos: Eric-Jan Ouwerkerk

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen