■ Briten in Glashäusern: Amateur-Shakespeare
Dublin (taz) – Warum werfen ausgerechnet jene Briten, die in Glashäusern sitzen, immer mit den größten Steinen? Sir Peter Harding war bis vorgestern der höchste Offizier Großbritanniens und Berater der Königin sowie des Premierministers. Vor drei Monaten verkündete der 60jährige einen neuen Moralkodex für die Armee. Ehebruch sei „die schlimmste Form von sozialem Fehlverhalten“, heißt es darin. Harding wußte, wovon er sprach: Er ist seit 39 Jahren verheiratet und hat vier Kinder sowie eine Freundin – die Frau des ehemaligen Staatssekretärs im Verteidigungsministerium, Sir Anthony Buck. Für schnöde 175.000 Pfund ruinierte die 32jährige Bienvenida Buck jetzt die glänzende Karriere ihres Liebhabers. Sie lockte ihn in ein Hotel und hielt das Treffen in Bild und Ton fest. Das Video verkaufte sie dann an die News of the World – zusammen mit den Gedichten, die Harding für sie verfaßt hatte: „Deine Haut ist so seidig, deine Brustwarzen so delikat rosa, wie ein Mädchen, deine Brüste so petite, deine Beine so gazellenhaft, dein Geruch so überwältigend betörend...“ Der Shakespeare- Verschnitt reichte zerknirscht seinen Rücktritt ein. Der gehörnte Ehemann konnte sein Vergnügen am Sturz des Offiziers kaum verbergen: „Unter den gegebenen Umständen können Sie von mir nicht erwarten, daß ich vor Kummer überwältigt bin“, frohlockte Anthony Buck. Ralf Sotscheck
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