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Archiv-Artikel

80 zeilen kulturhauptstadt Brigitte Schulte-Hofkrüger: „Wie sieht der Beitrag der Politik aus?“

Bremen will den Titel: Seit einem Jahr betreut Martin Heller die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010 – Zeit für eine Bilanz. Deshalb befragt die Kulturredaktion der taz bremen Kenner und Akteure der Kulturszene nach dem Stand in Hirn und Herz. Heute: Brigitte Schulte-Hofkrüger von der Projektgruppe Neue Musik (pgnm).

1. Wenn die Kulturhauptstadt ein Tier wäre, was wäre das?

Große Güte! Sammelt die taz Ideen für die Vier-Gefühl-Kampagne? Bitte nicht!

2. Was hat die Kulturhauptstadt bisher mit Bremen gemacht?

In der Anfangsphase wurden eine Reihe althergebrachter Schwerfälligkeiten aufgebrochen, neue Gesprächskontexte sind entstanden. Alle Beteiligten schienen nach anfänglichem Zögern recht einvernehmlich die „große Herausforderung“ anzunehmen und alles fürs Gelingen tun zu wollen. Was das genau hätte sein müssen, wurde offen gelassen.

Jetzt kommen grundlegende Differenzen ans Tageslicht, Differenzen, die im Kern den Wert und Stellenwert von Kultur betreffen. Dreh- und Angelpunkt: Kultur = Teil des großkoalitionären Sanierungsprogramms. Dieses Grundverständnis von Kultur bestimmt die Marschroute, nicht die differenzierte Prosa des Baustellen-Papiers von Martin Heller. Das ist der Klotz am Bein der Kultur! Seitens der Politik wird in zwei Sprachen geredet, je nach Baustelle.

Wird die Baustelle Kulturhauptstadt besichtigt, geht es blumig um die Bedeutung der Ressource Kreativität für die Zukunft Bremens. Auf der Baustelle Kulturpolitik gilt die Sanierungslogik. Von der Kulturszene wird erwartet, dass sie sich im „Schaufenster Europa“ mit überzeugenden Ideen präsentiert. Doch wie sieht der Beitrag der Politik aus, damit das ganze Vorhaben nicht zu einer reinen Stadtmarketingaktion verkommt? Hier herrscht Schweigen im Walde, vor allem seitens des Kultursenators! Von den politischen Entscheidungsträgern muss man jedoch erwarten, dass sie endlich umdenken: Kulturhauptstadt und Kulturpolitik sind zwei Seiten derselben Medaille.

Ein paar Milliönchen Projektmittel und ansonsten bleibt alles beim Alten – so geht’s nicht. Und es geht kulturpolitisch auch nicht an, dass einige Projekte als Bonbon von den Haushaltskürzungen ausgenommen, alle übrigen jedoch zur Kasse gebeten werden. Man sollte es nicht zu einer Situation wie in Köln kommen lassen, dass sich prominente Kulturschaffende gegen eine Bewerbung als Kulturhauptstadt aussprechen.

3. Was hat sich für Sie unmittelbar geändert?

Nichts hinsichtlich der kontinuierlichen inhaltlichen Arbeit der pgnm. Für das Profil einer Kulturhauptstadt halten wir die Auseinandersetzung mit den Künsten der Gegenwart für unverzichtbar. In diesem Sinne hat die pgnm einen Projekförderungsantrag beim Kulturhauptstadtteam eingereicht.