Bremer Museen: Debatte um freien Eintritt
Freier Eintritt in Museen könnte die kulturelle Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen verbessern. Der Bremer Senat glaubt das nicht: Es würden immer nur die gleichen erreicht.
In Bremen hat im vergangenen Jahr die Linke mit einer Großen Anfrage in der Stadtbürgerschaft das Thema erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Die Antwort des Senats fällt jedoch zurückhaltend aus: Die Forderung nach freiem Eintritt werde, so heißt es in der Senatsmitteilung, „tendenziell eher aus dem politischen Raum heraus denn von Museumsexpertinnen und Museumsexperten formuliert“.
Erfahrungen aus anderen Städten hätten gezeigt, dass die Gewährung freien Eintritts eher das ohnehin „museumsaffine Publikum vor Ort mit mittlerem Einkommen“ anspreche. Dass andere Bevölkerungsgruppen nicht ins Museum gehen, liege außerdem gar nicht an den Eintrittspreisen, sondern am fehlenden Interesse – „weil sich viele Menschen in Form und Inhalt nicht von diesen Institutionen angesprochen fühlen bzw. andere Prioritäten der Freizeitgestaltung haben“, so der Senat.
Um neue Zielgruppen zu erreichen, so heißt es weiter, müssten die Museen also vorrangig am eigenen Angebot arbeiten und auch die betreffenden Bevölkerungsgruppen gezielter ansprechen.
Dass freier Eintritt immer nur dieselben kulturaffinen Leute anlockt, kann zumindest die Evaluation des Gerhard-Marcks-Hauses nicht belegen: Das Bildhauerei-Museum bietet an jedem ersten Donnerstag im Monat freien Eintritt für alle an. Die Auswertung von Postleitzahlen der BesucherInnen hat gezeigt, dass an den freien Donnerstagen proportional mehr BesucherInnen aus entlegeneren Stadtteilen kommen.
Auch das von der Sparkasse Bremen finanzierte Programm der Kunsthalle, Kindern und Jugendlichen freien Eintritt zu gewähren, hat zu einer deutlichen Zunahme in dieser Zielgruppe geführt – seit Ende 2016 ist die Zahl um rund 25 Prozent gestiegen.
Dass Bremer Museen künftig flächendeckend freien Eintritt anbieten, sieht der Senat jedoch nicht: Auch wenn die Besucherzahlen vermutlich steigen würden, heißt es in der Mitteilung, müssten wegfallende Eintrittsgelder kompensiert werden.
Tatsächlich sind es die oft hohen Unterhaltskosten und geringen Budgets, die dazu führen, dass die Museen auf Eintrittsgelder angewiesen sind. Eine Übersicht des Senats zeigt jedoch auch: Der Anteil der Eintrittsgelder am Gesamtetat der Museen liegt meist im einstelligen Prozentbereich. Am niedrigsten ist der Anteil mit 1,3 Prozent beim Gerhard-Marcks-Haus, im Focke Museum sind es 2,8 Prozent, in der Kunsthalle neun Prozent. Am höchsten ist der Anteil in den Museen Böttcherstraße mit 31 Prozent.
Am ehesten durchsetzen lassen sich – wie auch jetzt schon teilweise praktiziert – freie Eintrittszeiten. So bietet etwa das Focke Museum jeden Dienstag ab 19 Uhr freien Eintritt an. Für flächendeckenden Gratiseintritt bedarf es jedoch eines Sponsors wie der Sparkasse – der Staat fällt in diesem kulturpolitischen Bereich offenbar aus.
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