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Archiv-Artikel

Bremer Jugend bringt es nicht

Bündnis sieht positive Entwicklung auf Ausbildungsmarkt. Viele Stellen werden aber nicht durch BremerInnen besetzt

Eine positive Bilanz gezogen haben gestern die 30 Bündnispartner im Bremer Ausbildungspakt. Insgesamt wurden knapp 1.000 zusätzliche Lehrstellen geschaffen – doppelt so viel wie verabredet. 875 davon entfallen auf Bremen, nur 86 auf Bremerhaven. Im Land Bremen gibt es damit jetzt 680 Unternehmen, die neu ausbilden. Offiziell verabredet waren lediglich 510 zusätzliche Ausbildungsplätze sowie 205 neuen Ausbildungsbetriebe.

„Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage schließt sich, wir haben sogar mehr Angebote als Bewerber“, sagte Hans-Uwe Stern, Geschäftsführer der Arbeitsagentur. Bremen kann insgesamt 5.452 gemeldete Stellen vorweisen. Die BewerberInnenzahl fiel jedoch gleichzeitig auf 5.229. Und in Bremerhaven sind noch mindestens 130 Bewerber ohne Ausbildungsvertrag.

Dennoch äußerte sich Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) ebenso positiv wie die an dem Bündnis beteiligten Kammern und Verbände. „Bei der Vereinbarung des Bündnisses hätte ich nicht gedacht, dass wir so gute Bilanz ziehen können“, so Jürgens-Pieper. Nach dem Lob wurde aber deutlich, dass vor allem die konjunkturelle Entwicklung zu dem Erfolg beigetragen hat.

Auch der Blick auf die Herkunft der BewerberInnen relativiert die Zahlen. 60 Prozent der neuen Auszubildenden sind keine BremerInnen, so Lutz Peper, Präses der Handelskammer. Von 3.711 BewerberInnen in der Stadt Bremen sind beispielsweise bei der Agentur für Arbeit nur rund 1.400 Vertragsabschlüsse registriert. Den Grund dafür sehen die Beteiligten in der Qualität der BewerberInnen: Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände diagnostizierte „fundamentale Defizite“.

Für die DGB-Vorsitzende Karin Ziegert kein Grund, die Verantwortlichen aus der Pflicht zu nehmen: „Die Betriebe müssen mit dem Bestand an Jugendlichen arbeiten. Sie sind häufig im Betrieb besser als in der Schule.“ Das Hauptproblem sieht sie darin, dass die wenigsten direkt nach dem Schulabschluss eine Ausbildung beginnen können. Das zwinge sie in Übergangssysteme, die keine erhöhten Chancen in der nächsten Ausbildungsrunde böten, so Ziegert.

ASCAN DIEFFENBACH