■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Bremens FDP – kopflos
Haben Sie am Donnerstag Buten und Binnen geguckt? Auch nicht? Da müssen wir was verpaßt haben. Die halbe Stadt lacht heute noch, weil: Erst hat sich Claus Jäger mit Manfred Fluß über den Haushalt gestritten, wo am Ende keiner so richtig verstanden hat, warum die FDP jetzt so bockig ist. Dann kam in den Nachrichten, daß der FDP-Parteivorstand eben diesen Jäger gerüffelt hätte, weil der im Senat nicht gegen die Besetzung der Leitung des Bremer EU-Büros in Brüssel mit dem Wedemeier-Kumpel Mayer-Schwinkendorf gestimmt hat. Und am Ende der Sendung hat sich Buten und Binnen korrigiert: Nicht Jäger sei kritisiert worden, sondern Justizsenator Scherf, weil der die EU-Nummer von Wedemeier rechtlich gedeckt hat. Da hat doch der Jäger direkt im Studio gemotzt. Peinlich, peinlich! Der Mann ist nervlich ziemlich zu Fuß.
Ist ja auch kein Wunder, denn schließlich hat er ja im FDP-Parteivorstand ordentlich eins rübergekriegt. Die Parteiyoungster um den FDP-Abgeordneten Magnus Buhlert haben schlicht verlangt, die EU-Stelle müsse ausgeschrieben werden. Das war schon zuviel. Jäger erklärte wortreich, warum er sich enthalten habe. Weil nämlich der Senat gar nicht zuständig sei. Die Enthaltung als schärfste Waffe im politischen Kampf. Außerdem: Daß hinterher Wigbert Gerling im Weser-Kurier einen Kommentar gegen die FDP geschrieben habe, das sage gar nichts, fand Jäger. Wenn er gegen Mayer-Schwinkendorf ge-stimmt hätte, dann wäre der Kommentar von Axel Schuller gekommen, und auch gegen die FDP, weil sie den arbeitslosen Staatsrat nicht von der Straße geholt hätte. Das scheint das wesentlichste Fazit Jägers nach drei Jahren Regierung zu sein: Die Presse ist böse.
Jesses, aber die FDP hat ja allen Grund, sich kopflos zu fühlen. Schließlich hat der Landesvorsitzende gerade signalisiert, daß er nicht mehr will. Nachdem Manfred Richter den Sprung in den Bundestag nicht wieder geschafft hat, mag er auch nicht mehr in den Bremerhavener Schuldienst zurückkehren. Und schon gar nicht mehr an die Spitze der Bremer FDP. Richter will in Bonn bleiben.
Und noch einer seilt sich ab. Peter Bollhagen, FDP-Bürgerschaftsabgeordneter, will sein Mandat so schnell wie möglich niederlegen. Den Mann kann man verstehen. Seine Firma floriert, was soll er da seine Zeit in einem Muckelbetrieb vertrödeln, wo der Chef beim ersten Widerwort gleich beleidigt ist? Findet jedenfalls, Ihre Rosi Roland
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