Bremen will in die Champions-League: Millionenspiele zur Königsklasse
Bremen spielt im Qualifikationsrückspiel gegen Samdoria Genua. Dabei geht es nicht nur um Barca oder Boras, sondern auch um mindestens 15 Millionen Euro.
BREMEN taz | Vielleicht liegt es daran, dass Klaus Allofs ein gebürtiger Rheinländer ist. Jedenfalls ist der 53-Jährige nicht der Prototyp des zurückhaltenden Hanseaten, der mit seinen Emotionen haushaltet. Anfang dieses Monats, der SV Werder Bremen absolvierte gerade im österreichischen Bad Waltersdorf sein drittes Trainingslager, sprach der Vorstandsboss frank und frei aus, dass er an manchen Tagen am liebsten die Zeit vordrehen würde.
"Viel wohler wäre mir, wir hätten schon den 31. August", gestand er damals an einem schwülen Sommertag in der östlichen Steiermark, "denn dann wäre die Transferliste geschlossen und wir hoffentlich für die Champions League qualifiziert."
Der aus Düsseldorf stammende Allofs ahnte damals wohl schon, was in turbulenten Augusttagen noch alles auf seinen Verein zukommen würde. Erst der Millionendeal mit Mesut Özil und den Königlichen, nun die Millionenspiele zur Königsklasse gegen Sampdoria Genua. Nun fällt am Dienstag (20.45 Uhr, Sat.1) im mit 36.000 Zuschauern restlos ausverkauften Hexenkessel des Stadio Luigi Ferraris die Entscheidung, ob der Bundesligadritte nach dem 3:1-Hinspielsieg die Zusatzeinnahmen von mindestens 15 Millionen Euro verbuchen kann.
Und ob es gegen Barcelona oder Boras, Madrid oder Motherwell im europäischen Wettstreit geht. "Ein richtungsweisendes Spiel", sagt Klaus Allofs eingedenk der wirtschaftlichen und sportlichen Folgen, die sich daraus ableiten lassen. Nur mit den Champions-League-Geldern ist es Werder möglich, einen weiteren Millionentransfer nach Wesley (7,5 Millionen) und Marko Arnautovic (6,5) zu stemmen. Eine Investition, die wahrscheinlich in einen fertigen Abwehrmann gehen würde.
Der Langzeitausfall von Naldo, dessen Knieprobleme äußerst rätselhafter Natur sind, bereitet auch Allofs "einige Sorge." Die Fahndung nach einer Alternative läuft. "Es muss ein Spieler sein, der direkt einspringen und seine Leistung sofort nachweisen kann, denn Naldo ist ein wichtiger Mann", sagt Trainer Thomas Schaaf.
Der eigentlich mal als Back-up verpflichtete Österreicher Sebastian Prödl erfüllt das internationale Anforderungsprofil längst nicht - er gilt gegen die trickreichen Genua-Angreifer Giampaolo Pazzini und vor allem gegen den schlitzohrigen Techniker und Spaßfußballer Antonio Cassano als großer Unsicherheitsfaktor. Doch die grün-weiße Wankelmütigkeit ist auch auf die penetrante Weigerung des Mittelfelds zurückzuführen, rechtzeitig den Rückwärtsgang einzulegen.
Es waren Abspielfehler und Ballverluste im Zentrum, die zu der 1:4-Pleite zum Bundesligaauftakt gegen Hoffenheim geführt haben. Diesen Zentralbereich wird Schaaf nun notgedrungen abdichten; nicht, weil der neue Brasilianer Wesley schon mitmacht, sondern weil Aaron Hunt wegen eines grippalen Infekts als Spielmacher und Hugo Almeida wegen einer Oberschenkelzerrung als Stürmer ausfallen.
Und da der längst als Problemeinkauf geltende Marko Arnautovic so unreif wie unfertig wirkt, ist gut möglich, dass der Cheftrainer wieder die 4-2-3-1-Formation aus der vergangenen Vorrunde installiert, die mehr Stabilität verspricht. In der hätte auch Dribbelkünstler Marko Marin wieder einen Platz - bisher hatte Schaaf auf die Qualitäten des Nationalspielers weitgehend verzichtet.
Wichtiger als die Aufstellung ist dem 49-Jährigen ohnehin die Einstellung. "Wir wissen, dass wir im Fußball sehr schnell viel verändern können, auch zum Positiven hin. Wir müssen jetzt konzentrierter zu Werke gehen." Kapitän Torsten Frings gibt jedenfals schon einmal das Versprechen ab: "Wir sind die bessere Mannschaft. Und wir haben ein Jahr dafür geschuftet, um noch in die Champions League zu kommen, das geben wir nicht mehr her."
Das späte Gegentor aus dem Hinspiel auf der Baustelle Weserstadion habe die Wachsamkeit noch geschärft. Das glaubt jedenfalls Klaus Allofs: "Für uns war das Ergebnis vielleicht sogar besser." Der Beweis ist auch im Sinne des deutschen Fußballs am Golf von Genua noch nachzuliefern.
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