Kommentar: Bremen weltoffen?
■ 80.000 Mark teure Kleinkariertheit verschwendet
Mit einem Besuch der Bremer Uni-Bibliothek hätte der Bausenator viel Geld sparen können: Für 80.000 Mark ließ er Hamburger Wissenschaftler untersuchen, warum Menschen aus Bremen ins Umland abwandern. An der Bremer Uni gibt es eine ganze Gruppe von Wissenschaftlern, die sich mit Regional-Studien befassen, zuletzt eine brandaktuelle Diplomarbeit aus dem Jahr 1996. Ob die Gewos-Befragung – nur jeder sechste beantwortete den langen Fragebogen – repräsentativ ist? Selbst wenn man das annimmt – sie führt nicht zu nennenswerten Erkenntnissen. Im Unterschied zu der Gewos-Studie hat der Diplomand auch diverse Untersuchungen aus anderen Großstädten zu demselben Problem ausgewertet, schon sein Ansatz hat daher einen weiteren Horizont.
Gegen die Umland-Abwanderung kann keine Großstadt viel machen, nirgendwo. Denjenigen, die sich in Weyhe oder Ritterhude umschauen (und die täglichen Fahrtkosten nicht scheuen!), mit der Parole „das grüne Bremen“ zu kommen, ist ein schöner Witz. Ein Arbeitsplatz, attraktive Kita-Gebühren oder ein offenes geistiges und kulturelles Klima in der Stadt, das wären dagegen schon Argumente. Wie man in der Diplomarbeit nachlesen kann, ist die Besiedlung des Umlandes von anderen Großstädten weiter vorangeschritten, Bremen hat höchstens noch nachzuholen. Der Bausenator hätte die 80.000 Mark sparen können. Klaus Wolschner
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