Bremen gegen Tottenham: Werder braucht wieder Aufholjagd
Schon wieder gerät Werder Bremen im Europapokal in frühen Rückstand – und kann gerade noch das Schlimmste verhindern.
BREMEN dpa | Und fast schon wieder ein Wunder an der Weser: Nach einem 0:2-Rückstand hat Werder Bremens Ersatzelf am Dienstag beim 2:2 (1:2) gegen Tottenham Hotspur wenigstens noch einen Punkt gerettet. Die Treffer von Hugo Almeida (43.) und des starken Marko Marin (47.) bewahrten Werder vor einem Fehlstart in die neue Saison der Fußball-Königsklasse. Die Engländer waren bei ihrer Champions League-Premiere durch ein Eigentor von Petri Pasanen (12.) und einen Kopfball von Peter Crouch (18.) in Führung gegangen.
Ohne sein verletztes Star-Trio Claudio Pizarro, Per Mertesacker und Naldo lief es bei den Bremern drei Tage nach dem 0:0 in München erst in Halbzeit zwei rund. Mangelhafte Chancenverwertung verhinderten jedoch den verdienten Dreier. "In der ersten Halbzeit haben wir sowas von passiv gespielt und alles zugelassen", kritisierte Werder-Coach Thomas Schaaf. Marin sah es ähnlich. "Wir sind schlecht ins Spiel gekommen, aber wir haben Moral gezeigt."
Spurs-Spielmacher Rafael van der Vaart ärgerte vor allem das Gegentor kurz vor der Pause: "Das hat uns ein bißchen nervös gemacht." 643 Tage nach ihrem bisher letzten Auftritt in Europas Eliteliga produzierten die nervösen Werder-Profis zu Beginn statt leidenschaftlichem Sturm und Drang gegen die geschickt gestaffelten Londoner viele Denk-, Abspiel- und Positionsfehler.
Werder Bremen - Tottenham Hotspur
Ergebnis: 2:2 (1:2)
Werder Bremen: Wiese - Fritz, Prödl, Pasanen, Silvestre - Frings - Bargfrede (37. Hunt), Wesley (67. Borowski) - Marin - Arnautovic, Hugo Almeida (79. Wagner)
Tottenham Hotspur: Cudicini - Corluka, Kaboul, King, Assou-Ekotto - Huddlestone - Lennon (75. Palacios), Jenas, Bale - van der Vaart (49. Keane) - Crouch
Schiedsrichter: Busacca (Schweiz)
Zuschauer: 30.344
Tore: 0:1 Pasanen (12./Eigentor), 0:2 Crouch (18.), 1:2 Hugo Almeida (43.), 2:2 Marin (47.)
Gelbe Karten: Borowski / Huddlestone, Jenas
Dabei hatte Schaaf vor seinem 100. internationalen Spiel als Trainer Mut gefordert und setzte bei Dauerregen auf ein offensiv ausgerichtetes 4-4-2 mit Torsten Frings als einzigem Abräumer vor der Abwehr. Almeida, überraschend für Aaron Hunt in der Startelf und einzige personelle Änderung gegenüber dem Remis in München, bildete mit Marko Arnautovic die Doppelspitze.
Doch schlechtes Defensivverhalten im Mittelfeld und in der Verlegenheitsabwehr ließen Schaaf und Co. beinahe verzweifeln. Beim 0:1 (12.) wurde der derzeit in schwacher Form spielende Rechtsverteidiger Clemens Fritz von Bale mühelos überlaufen – die scharfe Hereingabe des Walisers grätschte der überforderte Pasanen ins eigene Netz.
Beim 0:2 ließ van der Vaart ungehindert flanken. Die Hereingabe des Niederländers durfte Zwei-Meter-Riese Crouch ungehindert einköpfen, Pasanen leistete bestenfalls Begleitschutz. Der überragende Bale hätte in der 31. und 37. beinahe noch auf 3:0 erhöht.
Schaaf reagierte und brachte bereits in der 37. Minute Hunt für Philipp Bargfrede. Sechs Minuten später rechtfertigte Almeida seine Nominierung und veredelte Wesleys Flanke zum Anschlusstreffer. "Wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht", kritisierte Werders Clubchef Klaus Allofs zur Pause, "ich hoffe, dass wir viel wacher in die zweite Halbzeit gehen, dann können wir es noch drehen."
Und die Norddeutschen waren dank Hunt auf einmal hellwach. Nach nur 57 Sekunden in Hälfte zwei zwang Hunt mit einem Gewaltschuss Spurs-Ersatzkeeper Carlo Cudicini zu einer Glanztat. Marin machte es eine Minute später besser. Nach einer schönen Einzelaktion auf links zog der Nationalspieler ab und ließ die begeisterten Fans auf eine weitere magische Werder-Nacht hoffen. Van der Vaart humpelte in der 49. Minute mit Wadenproblemen vom Platz. Für ihn kam Robbie Keane.
Jetzt stimmten Einsatz, Laufbereitschaft und Raumaufteilung bei den Gastgebern. Der zweimalige englische Meister wurde intensivst beschäftigt und von eigenen Angriffen abgehalten. Nur bei der eigenen Abschlusssouveränität haperte es. Almeida (55.), Marin (67.) und Hunt (73./88.) vergaben Großchancen und damit den möglichen Sieg. Crouch hätte bei den einzigen Kontern im zweiten Durchgang (81./87.) allerdings auch die Spurs zum Erfolg schießen können.
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