piwik no script img

Brau und Brunnen baggert weiter

■ Statt zu sanieren, kündigt die Dortmunder „Brau und Brunnen“ Teppich-Kibek am Zoo fristlos

Der Brauerei-Gigant erweist sich als schlechter Verlierer. Einen Tag, nachdem das Landgericht die Dortmunder Brau- und Brunnen AG dazu verpflichtet hatte, das im August durch ein „Bagger-Unglück“ in Mitleidenschaft gezogene Teppich-Geschäft Kibek am Zoo zu sanieren, reagierte der verärgerte Eigentümer mit einer fristlosen Kündigung. Der Brau und Brunnen könne die Fortsetzung des Mietverhältnisses mit Teppich- Kibek nicht mehr zugemutet werden, heißt es in einem Schreiben, das der Teppich-Firma gestern per Fax zuging.

Damit geht die Eigentümer- Mieter-Schlacht am Zoo in die nächste Runde. Als Grund für die fristlose Kündigung nennt der Dortmunder Konzern, der auf dem Gelände an der Kantstraße das Hochhaus „Zoofenster“ bauen will, daß die Teppich-Firma in der Öffentlichkeit behaupte, der „Unfall sei durch uns vorsätzlich herbeigeführt worden“. Ein weiterer Grund, so das Kündigungsschreiben, sei der „Verstoß gegen das behördlich Betretungsverbot“ für das Gelände.

Nachdem der Bagger einer von Brau und Brunnen beauftragten Abrißfirma im August aus bisher noch ungeklärten Gründen mehrere Pfeiler des Teppich-Hauses beschädigt hatte, ließ das Bauamt das Gelände im September sperren. Aus Protest gegen die vermeintliche Untätigkeit von Brau und Brunnen und dem Bezirksamt ließ die Teppich-Firma Ende November eigene Stützarbeiten an dem Gebäude durchführen. Bezirksbaudirektor Klaus Knittel hatte daraufhin die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Kibek-Vertreter Klaus Matthiesen bezeichnete die Kündigung gestern als gegenstandslos. Matthiesen kündigte seinerseits an, das Charlottenburger Bauamt auf die sofortige Aufhebung der Absperrung zu verklagen. Nach den durchgeführten Sicherungsmaßnahmen sei das Gebäude auf jeden Fall standfest.

Die gestrige Kündigung hat dem Ringen um Teppich-Kibek bereits einen Platz in der Skandal- Chronik des Berliner Baugeschehens verschafft, noch bevor die Bundesanstalt für Materialprüfung geklärt hat, ob es sich beim Bagger-Amok um einen Unfall oder um Absicht handelte. Für den Charlottenburger Baudirektor stellt sich diese Frage ohnehin nicht: Selbst wenn von Beginn an festgestanden hätte, daß Vorsatz mit im Spiel war, meinte Klaus Knittel, hätte das Bezirksamt nicht zwingend anders handeln müssen. „Man muß zwischen den öffentlich-rechtlichen Belangen und den zivilrechtlichen sowie strafrechtlichen unterscheiden“, meinte Knittel. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen