Brasiliens Gesundheitsversorgung: Bolsonaro kündigt Ärzten aus Kuba
Der künftige brasilianische Präsident wendet sich gegen die vom kubanischen Staat organisierten Mediziner und Pfleger. Das sei „Sklavenarbeit“.
![Ärzte aus Kuba beobachten einen zahnärztlichen Eingriff während einer Trainingseinheit in einer Klinik in Brasilia Ärzte aus Kuba beobachten einen zahnärztlichen Eingriff während einer Trainingseinheit in einer Klinik in Brasilia](https://taz.de/picture/3101921/14/21852888.jpeg)
Das kubanische Personal solle das Recht erhalten, die Familien nachziehen zu lassen, solle das Gehalt direkt ausgezahlt bekommen und nicht nur ein Drittel davon über den kubanischen Staat erhalten. Als „Sklavenarbeit“ hatte Bolsonaro die vom kubanischen Staat organisierte Anstellung der Ärzte und Krankenpfleger im brasilianischen Gesundheitssystem bezeichnet. Er wolle nicht die „kubanische Diktatur“ finanzieren, war ein weiterer Satz, der in Havanna für wenig Begeisterung sorgte.
Fakt ist, dass die Gehälter des kubanischen Personals direkt an die kubanische Regierung ausgezahlt werden. Diese zahlt davon real rund dreißig Prozent an die praktizierenden Mediziner und das kubanische Pflegepersonal aus.
Den Rest investiert die Regierung eigenen Aussagen zufolge auf der Insel. Das Modell, welches in Kuba Ende der 1990er Jahre entwickelt wurde und derzeit pro Jahr rund zehn Milliarden US-Dollar (rund 8,8 Milliarden Euro) in die klammen Kassen spült, ist seit 2002 der wichtigste Devisenbringer der Verantwortlichen in Havanna.
Exzellenter Ruf der Kubaner
Das wird sich mit dem Abzug der 8.300 Kubaner ändern, denn kubanisches medizinisches Personal genießt zwar einen exzellenten Ruf, aber wer kann sich ähnliche Ausgaben wie die Brasilianer schon leisten? Folgerichtig droht der Karibikinsel eine neuerliche wirtschaftliche Krise.
In Brasilien geht das Gesundheitssystem bereits jetzt in die Knie, denn die Kubaner waren vor allem dort im Einsatz, wo nicht alle brasilianische Ärzte aktiv werden wollen: in abgelegenen Gebieten der Amazonasregion zum Beispiel.
Das macht sich bereits bemerkbar. In mindestens zwölf Bundesstaaten gibt es laut Medienberichten Gesundheitszentren, in denen keine Mediziner mehr vor Ort sind. Das trifft vor allem Gesellschaftsschichten, die nicht unbedingt zu den Wählern des künftigen Präsidenten Bolsonaro gehören. Doch die langen Schlangen vor den Arztpraxen könnten fortan wieder zu Brasiliens Realität gehören. Das könnte auch den Rechtspopulisten Jair Bolsonaro vor ungewohnte Herausforderungen stellen.
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